Die Stadt Auschwitz früher und heute
Auschwitz ist der deutsche Name der polnischen Kleinstadt Oświęcim, die zwischen Kattowitz und Krakau liegt. Die Stadt hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Sie gehörte mal zu Deutschland, mal zu Österreich, mal zu Polen.
Juden siedelten schon früh in Oświęcim. Die jüdische Gemeinde prägte über lange Zeit das Leben in der Stadt mit. Diese Welt ist für immer verloren gegangen.
Als Deutschland 1939 Polen angriff und Oświęcim besetzte, war die Hälfte der Bevölkerung der Stadt jüdisch. Heute gibt es in Oświęcim keine jüdische Gemeinde mehr. Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers wurde 1947 auf Initiative überlebender Häftlinge das "Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau" gegründet.
Noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, vor der Befreiung des Lagers durch die Alliierten, versuchten die Deutschen alle Spuren zu verwischen – doch zahlreiche Beweise und Zeugnisse ihrer Vernichtungsmaschinerie sind erhalten geblieben.
Auschwitz war nicht das erste Konzentrationslager, das die Deutschen errichteten. Dachau, Sachsenhausen, Buchenwald, Flossenbürg, Mauthausen und Ravensbrück existierten schon, als 1940 mit dem Bau von Auschwitz begonnen wurde.
Jüdische Bewohner aus Oświęcim wurden gezwungen, das Lager aufzubauen. Zunächst war es als Gefangenenlager für politische Gegner aus den eroberten Gebieten geplant. Als Lagerkommandant ernannte Heinrich Himmler den SS-Hauptsturmführer Rudolf Höß, der vorher schon Blockführer in Dachau und Schutzhaftlagerführer in Sachsenhausen gewesen war. Unter seiner Leitung wurde die Vernichtung der Juden systematisch betrieben.
Doch schon lange bevor Auschwitz zum Massenvernichtungslager wurde, hatten Einsatzgruppen rücksichtslos Juden, Kommunisten, Sinti und Roma ermordet. Millionen von Menschen wurden im Laufe der folgenden Jahre getötet oder starben durch Arbeitseinsätze und die katastrophalen Bedingungen in den Ghettos.
Das Zentrum der Vernichtung
Seit dem Kriegsbeginn gegen die Sowjetunion im Sommer 1941 trieben die Nationalsozialisten die "Endlösung der Judenfrage" voran. Auschwitz wurde ausgebaut: Ein zweites Lager entstand im drei Kilometer entfernten Birkenau. Auschwitz sollte das Zentrum der Vernichtung werden. Insgesamt bestand Auschwitz aus drei Haupt- und mehr als 40 Nebenlagern.
Die ersten Gaskammern wurden 1942 gebaut. Etwa 80 Prozent der aus ganz Europa nach Auschwitz deportierten Menschen wurden direkt in die Gaskammern geschickt.
Nur diejenigen, die noch "verwertet" werden konnten, wurden aussortiert: Wer noch arbeiten konnte, wurde zur Arbeit gezwungen. In den nahe gelegenen Buna-Werken, beim Bau neuer Straßen, Krematorien oder Siedlungen starben die meisten der Arbeiter innerhalb weniger Monate unter den katastrophalen Arbeitsbedingungen.
Das Leben im Lager
"Man kann es eigentlich nicht in Worte fassen, denn es dürfte so etwas nicht geben und niemals gegeben haben", sagt eine Überlebende. "Das Schlimmste für mich persönlich war die konstante menschliche Erniedrigung, das, was den Menschen vom Tier normalerweise unterscheidet – beziehungsweise einem Tier ist es bedeutend besser gegangen als einem Menschen... Man hat uns einfach wie Dreck und Ausschuss behandelt."
Die Unterkünfte waren Baracken und ehemalige Pferdeställe, in die die Menschen zu Tausenden gepfercht wurden. Die Enge, fehlende Hygiene, Hunger und Kälte führten zu Krankheiten und Epidemien. Täglich starben Menschen in den Häftlingsunterkünften. Die Überlebenden waren umgeben von Sterbenden und Leichen. Wer Schwäche zeigte, wurde schikaniert. Wenn er nicht von allein starb, wurde er zum Sterben aussortiert.
Viele Häftlinge wurden für Experimente missbraucht: Ärzte, die in Auschwitz arbeiteten, führten Frauen chemische Mittel ein, um neue Methoden der Sterilisation zu testen. Die meisten starben daran. Die Überlebenden wurden getötet, um ihre Leichen zu untersuchen.
Zwillingspaare und Menschen mit angeborenen Anomalien wurden vermessen, Experimenten ausgesetzt und ebenfalls getötet, um die toten Körperteile weiter zu untersuchen oder für Demonstrationszwecke zu konservieren.
Ungeachtet dieser Grausamkeiten führten die Täter in Auschwitz ein geradezu gespenstisch normales Leben: Das Personal, die Ärzte, die Kommandanten und SS-Bewacher gingen nach ihrer Schicht nach Hause zu ihren Familien, um zu Abend zu essen und mit den Kindern zu spielen.
In der SS-Siedlung gab es ein Kaffeehaus, ein Schwimmbad, eine Bibliothek, Kindergärten, Schulen und verschiedene Veranstaltungen zur Unterhaltung der deutschen SS-Familien. Im Haushalt der Familien arbeiteten nicht selten KZ-Häftlinge als Gärtner oder Dienstboten.
Die Befreiung
Während der ganzen Jahre versuchte die SS ihr grausames Treiben geheim zu halten. Als im Juli 1944 sowjetische Truppen das weiter im Osten gelegene Lager Majdanek befreiten, löste die SS das Lager Auschwitz auf. Damals lebten dort etwa 155.000 Menschen. Die Hälfte von ihnen wurde in andere Lager weiter im Westen gebracht. Auf den "Todesmärschen" nach Mauthausen, Sachsenhausen, Bergen-Belsen oder in andere Lager starben die meisten von ihnen.
In Auschwitz wurden erst im November die Vernichtungsaktionen endgültig eingestellt. Noch im Oktober 1944 wurden 40.000 Menschen vergast. Die anderen wurden gezwungen, die Spuren der Vernichtungsmaschinerie zu beseitigen. Doch nicht alles wurde zerstört. Brauchbares Material der Krematorien wurde zu anderen Lagern im Westen transportiert.
Mitte Januar 1945 begannen die letzten Todesmärsche von Auschwitz in Richtung Westen. Auch die Wachmannschaften verließen nun allmählich das Lager, unter ihnen der für seine brutalen medizinischen Experimente berüchtigte Josef Mengele.
Als sowjetische Truppen am 27. Januar 1945 Auschwitz befreiten, lebten dort noch etwa 7000 Häftlinge. Viele von ihnen waren so schwach, dass sie nach der Befreiung starben.
(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 22.11.2019)