Dinosaurierspuren in Deutschland
Planet Wissen. 00:57 Min.. Verfügbar bis 28.05.2029. WDR. Von ZDF/TerraX/Andreas Sommer/Martin Schaaf/Jochen Schmidt, https://terraxplaincommons.zdf.de.
Dinosaurier
Dinosaurierfunde in Deutschland
Vor rund 230 Millionen Jahren erschienen die ersten Dinosaurier, vor etwa 65 Millionen Jahren starben sie aus. Funde von Dinosauriern gehören zu den wertvollsten Fossilien weltweit, und gerade in Deutschland gab es einige herausragende Entdeckungen.
Von Tobias Schlößer
Spektakuläre Knochenfunde
Einige deutsche Ausgrabungen von Dinosaurier-Fossilien haben weltweit für Aufsehen gesorgt. Allen voran der Urvogel Archaeopteryx, dessen Existenz bis heute allein durch die Funde aus mehreren Steinbrüchen in Bayern überliefert ist.
Der Solnhofer Plattenkalk hat selbst kleinste Details konserviert; auch das erste vollständig erhaltene Dinosaurier-Skelett der Welt (vom Compsognathus) und der am besten erhaltene europäische Fleischfresser (der Juravenator) stammen aus dieser Fundstelle.
Ein weiterer bekannter Dinosaurier mit Fundorten in Deutschland ist Plateosaurus, der wegen der zahlreichen Funde früher auch als "schwäbischer Lindwurm" bezeichnet wurde.
Daneben gibt es noch viele weitere sensationelle Funde aus Deutschland. Liliensternus war zum Beispiel einer der ältesten Raubsaurier; Stegosaurus ein mit eindrucksvollen Panzerplatten und Stacheln bewehrter Pflanzenfresser.
1998 wurden in Norddeutschland Überreste eines ungewöhnlich kleinen Sauropoden entdeckt – nämlich vom dem zwergwüchsigen Europasaurus.
Alte Fußspuren im Süden
Weitaus häufiger als Knochen findet man Fußspuren von Dinosauriern, die die Jahrmillionen als Versteinerungen überstehen konnten. Die Spuren wurden kurz nach ihrer Entstehung mit Sand oder Ton überschwemmt und konnten so geschützt langsam versteinern.
Die vermutlich ältesten Dinosaurier-Spuren Deutschlands stammen aus Franken und Baden-Württemberg. Sie entstanden noch im Zeitalter der Trias, sind teilweise weit über 200 Millionen Jahre alt und werden größtenteils kleinen, fleischfressenden Sauriern zugeordnet.
Giganten im Norden
Aufsehenerregende Fährten in Niedersachsen legen nahe, dass im heutigen Deutschland einst gigantische Tiere unterwegs waren. In Münchehagen hat wahrscheinlich eine ganze Herde riesiger Sauropoden ihre Spuren hinterlassen: mehr als 250 Abdrücke, vermutlich von Apatosaurus, der so lang wurde wie ein bis zwei Reisebusse.
Dazu finden sich auch Fußspuren gigantischer Raubsaurier. Der größte Abdruck ist 71 Zentimeter lang. Von welchem Räuber er stammt, ist nicht genau bekannt. In Barkhausen gibt es über 60 Zentimeter breite Fährten eines anderen Riesen-Räubers, vermutlich von einem Megalosaurus, über den man bis heute kaum etwas weiß.
Dazu wurden in Obernkirchen zum ersten Mal in Europa Spuren von Sichelklauen-Dinosauriern ("Raptoren") freigelegt. Außerdem konnten dort auch Fährten von Allosauriern nachgewiesen werden: mit elf Meter Körperlänge die größten Räuber ihrer Zeit.
Der Apatosaurus wurde vermutlich so lang wie ein bis zwei Reisebusse
Präparation von Knochen
Das Freilegen von Fossilien ist eine mühevolle Arbeit – und der Fund ist erst der Anfang. Meistens ragt nur ein winziges Stück eines versteinerten Knochens aus einem Steinbrocken heraus. Was sich genau darin verbirgt, zeigt sich erst, wenn das umgebende Fremdgestein entfernt ist.
Wichtigstes Werkzeug ist dabei ein Druckluft-Stichel, ähnlich wie er auch beim Zahnarzt zum Einsatz kommt. Durch die schnellen Stöße eines kleinen Meißels löst sich das Gestein am Rand der Fossilie und splittert ab. Eine mühsame Arbeit: Es kann ein ganzes Jahr vergehen, bis ein Präparator ein kompliziertes Stück, wie zum Beispiel einen Schädelknochen, vollständig freigelegt hat.
Viele Museen kommen mit dem Präparieren daher kaum noch nach. In vielen Museumskellern lagern noch Tonnen an Gesteinsmaterial, was noch Arbeit für viele Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte bedeutet.
Die mühevolle Arbeit eines Präparators kann bis zu einem Jahr dauern
Sicherung von Fußspuren
Auch Fußspuren müssen präpariert und gesichert werden. Meistens sind sie von einer aufliegenden Gesteinsschicht geschützt, der sogenannten Deckschicht. Die Tritte selbst sind häufig mit einer Plombe aus Lehm oder Ton gefüllt, der sorgfältig herausgelöst werden muss.
Im Freien verwittern die Abdrücke schnell. Sie zu schützen und zu bewahren, ist nicht so einfach, die Fußabdrücke kann man schließlich nicht einfach mitnehmen. Deshalb wird zunächst die Lage und Größe aller Spuren genau vermessen und in einer Karte von der Fundstelle festgehalten. Die Abdrücke selbst werden gewöhnlich in Form von Abgüssen konserviert.
Zur Herstellung der Abgüsse werden die Spuren mit mehreren Schichten Latex ausgestrichen. Nach dem Trocknen kann der fertige Abguss dann einfach abgezogen und mitgenommen werden. Bei Fährtenzügen von besonderem wissenschaftlichem Interesse kommen auch schon einmal Hightech-Methoden zum Einsatz.
Mit einem Laserscanner haben Forscher in einem niedersächsischen Steinbruch die längste bekannte Dinosaurierspur aufgenommen. Als digitales Modell ist sie so weltweit verfügbar und mit der Genauigkeit vom Bruchteil eines Millimeters für die Ewigkeit gesichert.
Versteinerte Spuren können über die Geschwindigkeit Aufschluss geben
Rätselhafte Spuren
Viele Millionen Jahre alte Fußspuren lassen sich oft kaum einer bestimmten Art zuordnen. Oft lässt sich nur ganz grob eine Gruppe bestimmen. Auch über das Aussehen eines Dinosauriers verraten sie meist weniger als ein Knochenfund.
Trotzdem sind Dinosaurier-Fährten wichtige Quellen. Sie liefern nämlich im Gegensatz zu versteinerten Knochen einen anderen Einblick in das Leben der Tiere. Aus der Schrittbreite und -weite lassen sich beispielsweise die Gangart und Geschwindigkeit ihrer Erzeuger herauslesen.
Die Fährten geben wichtige Hinweise darauf, ob sich die entsprechenden Dinosaurier auf zwei oder doch auf vier Beinen fortbewegten. In einigen Fällen verraten die Fährtenzüge auch etwas über das Sozialverhalten der Tiere: ob sie in Herden unterwegs waren und wie sie dabei ihre Jungtiere schützten.
(Erstveröffentlichung 2013, letzte Aktualisierung 10.08.2020)
Quelle: SWR