Fröhliches Reinemachen – aus Sicht des Künstlers.

Beruf Hausfrau

Das Netzwerk Haushalt

Früher hieß der Verband "Deutscher Hausfrauenbund", heute "Netzwerk Haushalt, Berufsverband der Haushaltsführenden". Er ist die wichtigste Vertretung für alle, die einen Haushalt führen. Er kümmert sich um die Ausbildung und das gesellschaftliche Ansehen.

Von Malte Linde

Organisation für Haus und Hauswirtschaft

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts forderte die Frauenbewegung immer dringlicher die Teilhabe der Frauen am öffentlichen Leben. Um ihre Interessen durchzusetzen, wurden zahlreiche Verbände ins Leben gerufen. Frauen, die als Lehrerinnen, Hebammen oder kaufmännische Angestellte arbeiteten, waren oft in landesweiten Vereinen organisiert.

Die Vereine waren häufig Vorläufer von Gewerkschaften. Eine derartige Interessenvertretung für Hausfrauen gab es im 19. Jahrhundert nicht – bis 1915 der Deutsche Hausfrauenbund gegründet wurde.

Die Gründerin war keine typische Hausfrau jener Jahre: Hedwig Crüsemann wurde am 5. Mai 1850 in Bremen geboren und heiratete als junge Frau den Fabrikanten Georg Friedrich Heyl, Eigentümer einer chemischen Fabrik in Charlottenburg.

Nach dem Tod ihres Mannes leitete Hedwig Heyl selbst für mehrere Jahre die Fabrik. Hier errichtete sie erste soziale Einrichtungen. Sie kümmerte sich um eine hauswirtschaftliche Ausbildung von Arbeiterfrauen, gründete Kindergärten, Kochschulen und "Jugendhorte", in denen der Nachwuchs handwerkliche Grundkenntnisse erwerben konnte.

Hedwig Heyl schrieb eines der erfolgreichsten Kochbücher jener Jahre, das "ABC der Küche". Dieser Band enthielt mehr als bloß Rezepte. Vermutlich war das "ABC der Küche" das erste Buch, das die gesamte Logistik der Hausarbeit beschrieb. Von nun an galt Hedwig Heyl als "die beste Hausfrau von Berlin".

Die Stadt hatte bereits seit 1873 einen Hausfrauenverein. Der war gegründet worden, weil sich Berlinerinnen gegen Preistreibereien bei Lebensmitteln zur Wehr setzen wollten. Hedwig Heyl führte den Verein 1915 mit Koch- und Hauswirtschaftsschulen zum Deutschen Hausfrauenbund (DHB) zusammen.

Schnell schlossen sich andere Vereine an. Innerhalb weniger Jahre wuchs die Mitgliederzahl auf mehr als 45.000, organisiert in 65 Ortsverbänden. In der Satzung erklärte der neue Hausfrauenbund seine Ziele:

  • Aufklärung über die wirtschaftlichen Grundlagen der deutschen Volksernährung
  • Aufklärung über Ernährungshygiene
  • Kontrolle über Preisbewegung
  • Verbesserung der hauswirtschaftlichen Frauenbildung
Kupferstich, der eine Frau im 19. Jahrhundert beim Waschtag zeigt.

Im 19. Jahrhundert war Hausarbeit körperlich sehr anstrengend

Hausarbeit ist qualifizierte Berufsarbeit

In den folgenden Jahren bestimmte der Verband vor allem die hauswirtschaftliche Ausbildung. 1925 gelang es dem Hausfrauenbund, eine in ganz Deutschland verbindliche Meisterprüfungsordnung für Hauswirtschaft zu etablieren.

Zur selben Zeit entstand in Berlin die "Praktisch-Wissenschaftliche Versuchstelle für Hauswirtschaft". In dieser Einrichtung wurden hauswirtschaftliche Kurse abgehalten. Außerdem wurden hier Haushaltsgeräte untersucht und aufwändig geprüft – eine Art hauswirtschaftlicher TÜV.

Der Hausfrauenbund wählte für sich eine Sonne als Prüfzeichen der Versuchsstelle, die bis heute im Logo prangt. Eine solche Gütemarke war nicht einfach zu bekommen. Ein Gegenstand durfte, wie es damals hieß, nur "gestempelt werden,

  • wenn er im Haushalt eine praktische Hilfe bedeutet im Sinne einer vernunftgemäßen, Zeit und Kraft sparenden Haushaltsführung oder wenn er der Pflege des Hausrats dient,
  • wenn durch seine Benützung kein Schaden für die Gesundheit entsteht,
  • wenn durch seine Benützung das damit in Berührung kommende Material nicht leidet,
  • wenn sein Material und seine Verarbeitung dem betreffenden Zwecke entspricht und sein Preis ein angemessener ist,
  • wenn seine Benützung im Haushalt unter Berücksichtigung obiger Gesichtspunkte eine Geld oder Materialersparnis bedeutet,
  • wenn seine Einführung in den deutschen Handel für die deutsche Volkswirtschaft in keiner Weise nachteilig ist."

1927 wurde in Berlin die "Heibaudi" eröffnet, "Hauswirtschaftliche Einkaufsberatung und Auskunftsdienst" – ein Vorläufer für die Verbraucherzentralen. 1934 sollte der Bund nach Willen der Nationalsozialisten deren eigener Organisation, der "Reichsgemeinschaft Deutscher Hausfrauen" angegliedert werden.

Daraufhin traten viele der aktiven Hausfrauen zurück und der Bund löste sich 1935 auf. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs organisierte sich der der Deutsche Hausfrauenbund auf der Basis eigenständiger Landesverbände neu.

Hausfrauenbund heute

2009 änderte der Hausfrauenbund seinen Namen in "DHB – Netzwerk Haushalt, Berufsverband der Haushaltsführenden e.V.". Der DHB ist heute in zehn Landesverbänden und zahlreichen Ortsverbänden organisiert.

Er ist seit einigen Jahren Tarifpartner der Gewerkschaft Nahrung und Genussmittel für hauswirtschaftliche Angestellte und kümmert sich um die Interessen von Hausfrauen und Hausmännern in Politik und Gesellschaft.

Außerdem sieht er es nach wie vor als seine Aufgabe, hauswirtschaftliche Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln und bei der hauswirtschaftlichen Berufsbildung mitzuwirken.

Hausfrau arbeitet lachend mit einer Küchenmaschine der 50er Jahre.

Der Hausfrauenbund testete auch Küchenmaschinen

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 26.08.2020)

Quelle: WDR

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