Getreide

Getreidesorten

Auf unseren heimischen Feldern werden zahlreiche Getreidesorten angebaut. Auf den ersten Blick sehen sie sich alle recht ähnlich. Die einzelnen Sorten lassen sich jedoch beim näheren Hinsehen gut unterscheiden.

Von Gregor Delvaux de Fenffe

Kamut

"Ka-moot" ist ein alt-ägyptisches Wort für Weizen – wörtlich übersetzt bedeutet es "Seele der Erde". Es ist eine uralte wiederentdeckte Weizensorte aus Ägypten und ein außerordentlich eiweißreiches Getreide.

Besonders in den USA beliebt und intensiv vermarktet, kehrt Kamut inzwischen auch bei uns auf kleine Felder und in Naturkostläden zurück. Kamut ist ein Vorläufer des Hartweizens und ähnlich wie Dinkel eine Energiebombe.

Einkorn

Einkorn ist die zierlichste unserer Getreidearten. Die Halme sind sehr dünn, die Ähren klein und flach. Die so genannte Ährenspindel trägt die Körnerfrüchte. Dort sitzt in den Ährchen jeweils immer nur ein Korn. Daher rührt auch der Name Einkorn. Einkorn ist eines der weltweit ältesten Getreide und sehr eiweißreich. Ein großer Nachteil ist sein geringer Ertrag.

Links Emmer, rechts Einkorn | Bildquelle: wdr

Emmer

Emmer ist ein Zweikorn. Bei ihm sitzen zwei Körner in den Ährchen einander gegenüber. Auch Emmer ist ein uraltes Getreide, das seit vielen Jahrtausenden kultiviert wird. Er gehört zu den ältesten Arten der Welt.

Emmer ist anspruchslos und gedeiht auch auf steinigen Böden und selbst bei Dürreperioden. Der Eiweißgehalt des Emmers ist hoch. Wegen geringer Ertragsdichte wird der Emmer in unseren Breiten jedoch kaum mehr angebaut.

Dinkel

Auch Dinkel ist ein Zweikorn. Es ist nährreich und daher nie ganz aus der Landwirtschaft verschwunden. Dinkel ist ein sogenanntes Spelzgetreide. Die Körner lassen sich aus den engen Verschalungen, den sogenannten Spelzen, nur mit großem mechanischen Aufwand lösen.

Für den Müller ist der Mahlvorgang des Dinkelkorns deswegen schwierig. Es bedarf einer eigenen Mühl- und Mahlvorrichtung, um die festen Spelzen zu lösen.

Dinkel – schwer zu verarbeiten aber sehr gesund | Bildquelle: WDR/Stockfood

Weichweizen

Weichweizen ist ein ertragreiches Getreide und der weltweit wichtigste Mehllieferant. Dank des hohen Gehaltes an Klebereiweiß (Gluten) ist das Getreide besonders gut zur Herstellung von Brot geeignet.

Äußerlich unterscheidet sich das Weizenkorn stark von anderen Sorten wie Gerste oder Roggen. Die Ähre besitzt so gut wie keine Grannen. Einen Nachteil hat das Weizenkorn jedoch: Es kann wegen seiner dünnen Außenhaut leicht verderben.

Hartweizen

Hartweizen gilt als Abkömmling des Emmer. Die Ähre hat lange Grannen und auch hier fällt das Korn beim Dreschvorgang leicht heraus. Hartweizen ist wegen seines hohen Eiweißgehaltes und seiner Gelbpigmente als Rohstoff für alle Arten von Nudeln und Teigwaren sehr gut geeignet und beliebt. Er gedeiht vor allem in den sonnigen Gefilden der Mittelmeerländer, wo er intensiv angebaut wird.

Triticale

Triticale ist botanisch gesehen keine eigenständige Getreideart. Es handelt sich um eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, die vom Menschen erschaffen wurde, um eine stabile und ertragreiche Ähre zu erzielen. Der Name setzt sich zusammen aus den lateinischen Bezeichnungen Triticum (Weizen) und Secale (Roggen).

Es verbindet die hohen Erträge des Weizens und die hervorragenden Lagermöglichkeiten des Roggens miteinander. Triticale wird hauptsächlich als Tierfutter für Haus- und Zuchttiere verwendet.

Triticale – eine Kreuzung aus Weizen und Roggen | Bildquelle: WDR/dpa/Friso Gentsch

Roggen

Roggen hat in den vergangenen Jahren für die Getreideproduktion in Deutschland an Bedeutung verloren. In der Vollkornküche ist das Getreide jedoch unentbehrlich. Es wird vor allem für Herstellung von Schwarzbrot verwendet.

Gerste

Gerste wird überwiegend als Futtergetreide eingesetzt. Sie ist aber auch ein wichtiger Bestandteil von Bier. Das Getreide enthält zwar wenig Eiweiß, verfügt dafür aber über eine hohe Widerstandskraft – auch bei schlechten Anbaubedinungen.

Es ist das einzige Getreide, das auch auf norddeutschen Halligen geerntet werden kann. Kein anderes Getreide keimt in den salzigen Böden. Wegen ihrer langen Grannen ist Gerste gut von anderen Getreidesorten zu unterscheiden.

Hafer

Hafer wächst nicht wie andere Getreidesorten an aufrecht stehenden Ähren, sondern an hängenden Rispen. Hafer ist vor allem ein Futtergetreide. Da er kein Klebereiweiß enthält, eignet er sich nicht zum Backen. Als Frühstücksbrei oder im Müsli steht er jedoch bei vielen Menschen auf dem Speisezettel.

Mais

Mais ist das Korn Amerikas. Die indigenen Völker haben es bereits in frühgeschichtlicher Zeit kultiviert. Sein Herkunftsland ist wahrscheinlich Mexiko. Bei uns landet Mais weniger in Backwaren, sondern eher als Gemüsebeilage auf dem Tisch.

Der Mais zählt weder zu Ährengetreide noch zu den Rispengewächsen. Er ist eine Kolbenfrucht. Hohe Bedeutung hat Mais als Futtergetreide. So ist er Grundlage und Voraussetzung für die moderne Massentierhaltung.

Bei uns eher Gemüsebeilage | Bildquelle: WDR/Imago/Chromorange

Reis

Auch das Reiskorn ist ein Getreide, eine Gräserfrucht, und verfügt über ein riesiges Spektrum eigener Sorten. Reis wird vorwiegend in Asien angebaut. Er enthält überwiegend Kohlenhydrate und viele Ballaststoffe, außerdem Eisen, Magnesium, Jod, Phosphor und nur wenig Proteine und Fett.

Reis wird weich gekocht verspeist. Für die Hälfte der Weltbevölkerung ist Reis das Hauptnahrungsmittel. Rund 90 Prozent des weltweit angebauten Reis wird in den asiatischen Regionen verzehrt: pro Kopf und Jahr etwa 150 Kilogramm.

Hirse

Hirsekörner sind das Getreide Afrikas. Sie gehören zu den ältesten Getreidearten der Menschheit und wurden auch bei uns in Deutschland und Europa lange angebaut.

Im 18. Jahrhundert wurde die Hirse dann aber allmählich durch die Kartoffel verdrängt. Die Hirse ist nicht backfähig, gibt aber einen nahrhaften Brei. Hirse wächst nicht auf Ähren, sondern auf Rispen oder Kolben.

Quinoa, Amaranth und Buchweizen

Die exotisch anmutenden Körnerfüchte Quinoa, Amaranth und Buchweizen gehören in Reformhäusern und Naturkostläden längst zur Grundausstattung. Tatsächlich handelt es sich bei diesen Arten nicht um Getreide, sondern um sogenannte Pseudocerealien oder Pseudogetreide. Es sind Körnerfrüchte von Pflanzen, die nicht zur Familie der Gräser gehören.

Buchweizen ist auf unseren Wiesen heimisch, Amaranth und Quinoa gehören zur Gruppe der Fuchsschwanzgewächse und waren einst das Grundnahrungsmittel der Inka und Azteken. Sie wurden in Peru, Mexiko und in den Anden angebaut.