Sport

Angeln

Für viele ist Angeln ein faszinierendes Hobby: Die Jagd auf den Fisch ermöglicht ein ganz besonderes Naturerlebnis, das mit anderen Hobbys nicht zu vergleichen ist. Es geht nicht nur um Beute, sondern auch um den fairen Umgang mit dem Tier.

Von Vladimir Rydl

Angler aus Leidenschaft

Einem Nicht-Angler die Faszination des Angelns nahe zu bringen, ist ein schwieriges Unterfangen. Allzu vorgefasst sind die Meinungen darüber. Man erinnert sich vielleicht an grün gekleidete Menschen, die an Fluss- oder Seeufern auf komfortablen Campingstühlen sitzen und stundenlang auf Angelruten starren, an denen scheinbar niemals etwas anbeißt.

Oder man hat bei einer Wanderung in einem idyllischen Flüsschen Angler waten sehen, die glitzernde Metallköder ins Wasser werfen und herankurbeln oder eine lange Schnur durch Hin- und Herschwingen der Angelrute in der Luft halten und sie dann sanft auf der Wasseroberfläche absetzen. Selbst wenn man einen Angler beim Fang eines Fisches beobachten kann, vermittelt sich nur selten etwas von dem, was einen Angler wirklich bewegt.

Angeln ist kein einfaches Hobby, kein Sport, auch wenn es mitunter zur Unterscheidung vom Berufsfischen als Sportangeln bezeichnet wird. Denn beim Angeln geht es um den Umgang mit einer lebenden Kreatur, der mit Respekt begegnet werden muss.

Wer angelt, lebt letztlich einen Urtrieb aus, der unter der zivilisatorischen Schale wohl in jedem mehr oder weniger tief verborgen ist: die Pirsch auf Beute, diese zu töten und anschließend zu verspeisen. Wer die dabei entstehende Spannung und Befriedigung einmal gespürt hat, kann ihr auf ewig verfallen. Oder sich mit Erschaudern von dieser blutigen Angelegenheit abwenden.

Entspannung in der Natur – ein Reiz des Angelns | Bildquelle: WDR/dpa

Wer darf überhaupt angeln?

Bevor ein Angler zum ersten Mal seinen Köder ins Wasser versenken darf, muss er einige Hürden überwinden. Das Fischereirecht ist Ländersache – daher gibt es von Land zu Land Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten. Im Wesentlichen benötigt ein Angler in Deutschland drei Dinge: eine bestandene Fischerprüfung, einen staatlichen Fischereischein und eine Erlaubnis desjenigen, der das Recht zur Fischerei in einem Gewässer besitzt oder gepachtet hat, den sogenannten Fischerei-Erlaubnisschein.

In der Fischerprüfung geht es unter anderem um Fischereirecht, Biologie der Fische, das sichere Bestimmen der Fische, Umweltschutz sowie die richtige und sichere Zusammenstellung der Angelgeräte. Jeder kann sich die theoretischen Kenntnisse selbst beibringen.

Spätestens wenn es um die praktischen Aspekte geht, benötigt der Anfänger aber Hilfe und Anleitung eines erfahrenen Anglers, der über alle notwendigen Angelgeräte verfügt. Oder er besucht einen der Vorbereitungskurse, die oft von den örtlichen Angelvereinen oder Angelverbänden angeboten werden.

Nach bestandener Fischerprüfung, die lebenslang gültig ist, kann man den staatlichen Fischereischein erwerben. Dieser wird meist für ein bis fünf Jahre vergeben und berechtigt zur Ausübung des Angelns in Deutschland. Ein Teil der Gebühren wird übrigens zur Finanzierung überregionaler Programme wie der Wiedereinführung des Lachses verwandt.

Besitzt man den staatlichen Fischereischein, kann man sich um eine Erlaubnis zum Angeln in einem Gewässer bemühen, den Fischerei-Erlaubnisschein. Manche Fischereirecht-Inhaber geben sogenannte Gastkarten aus. Diese sind oftmals auch in Angelgeschäften erhältlich.

Die meisten Gewässer dürfen allerdings nur Mitglieder eines Angelvereins beangeln. Andere Gewässer sind überhaupt nicht zugänglich, weil sie von Privatleuten gepachtet oder gekauft wurden. Grundsätzlich gilt diese Regelung auch für die Küsten innerhalb der Dreimeilenzone.

Zur Fischerprüfung gehört auch Gerätekunde | Bildquelle: dpa/Elena Zelle

Waidgerechtigkeit – das ungeschriebene Gesetz

Lange bevor Tierschutz in Gesetzen festgelegt war, entstanden für die Jagd und Angelfischerei ungeschriebene Regeln, die sogenannte Waidgerechtigkeit. Grundlage hierfür ist der Respekt gegenüber dem Tier, das erbeutet werden soll.

Waidgerechtes Angeln geht weit über die inzwischen in Fischereirecht, Tier- und Naturschutzgesetzen übernommenen Regeln hinaus. Es geht beim Angeln nicht um das bloße Beutemachen. Ein Fisch soll eine faire Chance erhalten, dem Fang zu entgehen.

So wäre es zum Beispiel nicht waidgerecht, aber erlaubt, mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen im Sommer die Standplätze von Hechten und Welsen auszukundschaften. Solche Informationen soll sich der waidgerechte Angler aber durch Beobachtung des Gewässers von oben erarbeiten. Etwa wenn er einen Hecht beim Jagen auf Kleinfische beobachtet oder auf mögliche Standplätze durch Besonderheiten des Ufers schließt.

Nach dem Fang des Fisches darf der Fisch nicht länger als nötig leiden. Er wird durch einen Schlag auf den Kopf betäubt und anschließend durch einen Herzstich getötet.

In der industriellen Fischerei wurde die Waidgerechtigkeit vom Kommerz verdrängt. Fische verenden kläglich in prall gefüllten Netzen und werden in Massen sterbend zum Filetieren unter Deck verklappt. Was nicht lukrativ verarbeitet werden kann, wird als sogenannter Beifang einfach wieder zurück ins Wasser gekippt, oftmals in größeren Mengen als der eigentliche Fang.

Hier kommt die Waidgerechtigkeit zu kurz | Bildquelle: ZB/Jens Kalaene

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 18.06.2019)