Läuferinnen beim Berlin-Marathon.

Sport

Marathon

Das kleine griechische Städtchen Marathon gab dem Langstreckenlauf seinen Namen. Der erste Marathonläufer Pheidippides wollte seine Stadt vor den Persern retten. Deshalb lief er angeblich 200 Kilometer in nur zwei Tagen. Heute ist die Distanz exakt 42,195 Kilometer.

Von Claudia Kracht

Der antike Marathon

Auch in der breiten Bevölkerung stößt der legendäre Langstreckenlauf zunehmend auf Begeisterung. In vielen deutschen Städten finden mittlerweile jedes Jahr Marathonläufe statt – mit enormen Teilnehmerzahlen.

Der geschichtlich bedeutende Ort Marathon liegt etwa 40 Kilometer nordöstlich von Athen. Dort wartete vor rund 2500 Jahren die griechische Armee auf die zahlenmäßig weit überlegenen persischen Eroberer. Um Hilfe herbeizurufen, entsandten die bedrängten Griechen den Läufer Pheidippides ins 200 Kilometer entfernte Sparta.

Der Sage zufolge soll er die Strecke in zwei Tagen zurückgelegt haben. Doch die Spartaner reagierten zögerlich, Pheidippides rannte zurück. Schließlich besiegten die Griechen die persischen Angreifer auch ohne fremde Hilfe.

Vor lauter Freude lief Pheidippides angeblich noch 40 Kilometer weiter bis Athen. Bei seiner Ankunft soll er "Freut euch, wir haben gesiegt!" gerufen haben und auf der Stelle tot zusammengebrochen sein. Heute erinnert ein Grabhügel an die Schlacht bei Marathon.

Der Lauf wird olympisch

Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit fanden 1896 in Athen statt. Da lag es nahe, dass sich die griechischen Veranstalter an die geschichtliche Tradition von Marathon erinnerten.

Tatsächlich wurde der erste olympische Marathonlauf auf der klassischen, etwas weniger als 40 Kilometer langen Strecke ausgetragen. Der Grieche Spiridon Louis gewann die Disziplin. Er legte die anspruchsvolle Strecke in zwei Stunden, 58 Minuten und 50 Sekunden zurück. Louis wurde in seiner Heimat zur Sportlegende.

Farbige Abbildung von dem Griechen Spiridon Louis, der eine weiße Tracht mit blauer Weste und Stiefel trägt.

Marathonläufer und Olympiasieger: Spiridon Louis

Die Distanz: ein königlicher Wunsch

Beim ersten olympischen Marathonlauf 1896 betrug die Strecke noch rund 38 Kilometer. Bei den Olympischen Spielen vier Jahre später in Paris legten die Marathonläufer 40,2 Kilometer zurück.

Als die Spiele 1908 in London stattfanden, wollte eine englische Prinzessin den Marathon-Start von ihrem Fenster im Windsor-Palast aus verfolgen. Die Wettkampf-Kommission entsprach ihrem Wunsch: Sie schneiderte den Kurs passend auf exakt 42,195 Kilometer. Diese genau gemessene Entfernung wurde damals verbindlich festgelegt.

Die klassische Distanz beruft sich also nicht auf die Marathon-Sage. Vielmehr gründet sie auf dem sportlichen Interesse einer königlichen Hoheit.

Hunderte Menschen joggen über eine Brücke in New York.

Die Marathon-Distanz von 42,195 Kilometern gilt seit 1908

Der Wandel zur Boom-Sportart

Schon lange reizen Marathon-Wettbewerbe nicht mehr nur Extremsportler. Der Sport wird seit Jahren auch für breitere Bevölkerungskreise interessanter. Seit den 1990er Jahren hat sich in der westlichen Welt ein regelrechter Marathon-Boom entwickelt.

So gehen allein in Berlin inzwischen pro Jahr gut 45.000 Läufer an den Start – angefeuert von einem gigantischen Publikum. Ihr Ziel: Mit eiserner Disziplin die eigenen Grenzen ausloten und diese dann immer wieder aufs Neue überwinden. Ihr sportliches Motto: "Face the challenge!" – zu deutsch: "Stell dich der Herausforderung!"

In bunten Kostümen und einem Schild mit der Aufschrift 'Bonjour Zuschauer haltet durch' laufen vier Läufer die Strecke beim Köln-Marathon 2003.

Laufen als Volkssport – hier beim Köln-Marathon

Die Gefahr im Extremfall: Herzstillstand

Immer wieder brechen Sportler bei modernen Marathon-Wettbewerben im Ziel tot zusammen. Ähnlich wie der legendäre griechische Läufer Pheidippides sterben sie kurz nach der Belastung, ohne zunächst erkennbare Ursache.

Medizinische Forschungen haben ergeben, dass die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin dafür verantwortlich sind. Innerhalb von drei Minuten nach schwerster körperlicher Anstrengung steigen deren Werte auf das Drei- bis Zehnfache des Üblichen an. Dadurch können lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand ausgelöst werden.

Erschöpft hockt eine Marathon-Läuferin auf der Tartanbahn. Neben ihr kniet ein medizinischer Betreuer.

Dem Zusammenbruch nah

Wer nach dem Lauf plötzlich stehen bleibt, riskiert einen enormen Blutdruckabfall. Das Blut strömt in die erweiterten Blutgefäße der Haut. In der Folge werden riesige Noradrenalinmengen ausgeschüttet, die den Kreislauf aus dem Rhythmus bringen können. Um das Risiko zu verringern, sollte man nach dem Lauf noch einige hundert Meter gehen.

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 17.07.2020)

Quelle: WDR

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