Wo kommt der braune Sud her?
Über das genaue Alter des Kaffees streiten sich die Gelehrten bis heute. Seriöse Forschungen datieren die ersten Kaffeekränzchen auf das 9. Jahrhundert. Um diese Zeit wurde der Kaffee in Äthiopien entdeckt und trat von dort seinen Siegeszug um die Welt an.
Wissenschaftler wollen aber auch schon weit vorher Indizien für einen frühen Kaffee-Kult gefunden haben, bei denen fast immer die belebende Wirkung des Kaffees im Mittelpunkt stand.
So wird in einer Geschichte berichtet, dass der islamische Prophet Mohammed eine tödliche Krankheit nur überlebt hat, weil der Erzengel Gabriel ihm eine dampfende dunkle Flüssigkeit verabreichte, die seine Lebensgeister wieder erweckt haben soll.
Eine weitere Legende, die im Jahr 1671 von einem syrischen Mönch namens Faustus Naironus Banesius aufgezeichnet wurde, berichtet von einer Viehherde, die trotz langer Wanderung bis in die Nacht keine Ruhe fand.
Die Hirten sollen sich dann an die Mönche eines nahegelegenen Klosters gewandt haben. Diese fanden an der Stelle, an der die Tiere grasten, eine dunkelgrüne Pflanze mit grünen, gelben und roten kirschartigen Früchten.
Im Selbstversuch erforschten die Mönche dann, welch belebende Wirkung diese Pflanze auch auf den Menschen hat.
Frische Kaffeekirschen sind rot, gelb oder grün
Als gesichert gilt, dass die Araber als erste die Kaffeepflanze kultivierten. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verbreiteten dann die Mekka-Pilger den Kaffee in der arabischen Welt. Im Jahr 1582 berichtete das erste Mal ein Europäer, der den Orient bereist hatte, von dem Getränk, das "wach hält" und dem Magen "gar dienstlich" ist.
Trotzdem dauerte es noch gut 60 Jahre, bis das erste Kaffeehaus in Venedig eröffnet wurde. Von da an war der Siegeszug des Kaffees in Europa nicht mehr zu stoppen.
Kaffeehäuser schossen wie Pilze aus dem Boden: 1650 in Oxford, 1652 in London, 1659 in Marseille, 1663 in Amsterdam und 1673 in Bremen.
Die Welt trinkt Kaffee
Im 19. Jahrhundert war der Kaffee noch immer ein Genussmittel für die Reichen. Die ärmeren Bevölkerungsschichten tranken Kaffee, teils mit Brot vermischt, meist aus purer Not: Für richtige Mahlzeiten reichte das Geld nicht und der Kaffee unterdrückte das Hungergefühl.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Kaffee ein Symbol für den Wiederaufbau. Kaffeetrinken hieß, sich etwas leisten können.
Die Entwicklung des internationalen Kaffeemarktes zeigt eindrucksvoll, dass nicht nur Deutschland ein Land der Kaffeetrinker ist. Vor rund 250 Jahren wurden weltweit 600.000 Säcke Rohkaffee verarbeitet. Heute liegt die Zahl bei weit über 100 Millionen Säcken. Das heißt, der Konsum ist weltweit um das 200-fache gestiegen.
Viele Senioren sind große Kaffeegenießer
Erst die Röstung macht die Bohne
Die frisch geerntete Bohne enthält zwar schon Koffein, ist aber noch nicht besonders schmackhaft. Die milchigen bis grünen Rohbohnen enthalten kaum Aromastoffe und schmecken eher nach Heu, wenn man sie aufbrüht. Ihr Aroma erhalten sie erst durch die Röstung.
Dazu werden die Bohnen in eine rotierende Trommel gefüllt und unter ständiger Bewegung auf 200 bis 250 Grad Celsius erhitzt. Nach etwa fünf bis sechs Minuten müssen die Kaffeebohnen schnell abgekühlt werden, um den chemischen Prozess zu stoppen, der in der Bohne begonnen hat.
Das Wasser in der Bohne hat sich während der Röstung verflüchtigt. Würden die Bohnen an dieser Stelle nicht durch ein Gebläse gekühlt, würde die Hitze die Kaffeeöle zerstören, die maßgeblich für den Geschmack und das Aroma des Kaffees verantwortlich sind.
Bei der Röstung nimmt das Gewicht der Bohne um bis zu 20 Prozent ab und das Volumen um bis zu 60 Prozent zu. Erst jetzt haben die Bohnen das vielbeworbene "Verwöhnaroma" und die appetitlich braune Farbe.
Die chemischen und physikalischen Vorgänge, die sich während der Röstung in der Bohne abspielen, sind so komplex, dass sie von der Forschung bislang noch nicht genau entschlüsselt werden konnten. Es entstehen dabei mehr als 800 Aromastoffe.
Erst durch das Rösten entfalten die Bohnen ihr Aroma
Zu Beginn der Röstung, wenn die Bohnen eine Temperatur von 100 Grad Celsius erreicht haben, werden Kohlenhydrate und Proteine abgebaut. Es kommt zu sogenannten primären und sekundären Reaktionen: Stoffe zerfallen und bilden neue Stoffe.
In diesem Reaktionsgebräu entsteht die "Maillard-Reaktion". Hierbei reagieren der Zucker, die Proteine und die Aminosäuren in der Bohne unter großer Hitzeeinwirkung miteinander. Erst dadurch entstehen die typischen Aroma- und Geschmacksstoffe des Kaffees. Steigt die Rösttemperatur über 150 Grad Celsius, bilden sich Gase in den Zellen der Kaffeebohnen.
In einigen Zellen ist die Druckentwicklung so stark, dass sie platzen. Die austretenden Säuren tragen ihren Teil zum Geschmack des Kaffees bei. Jedoch dürfen nicht alle Zellwände zerstört werden, da der spätere Kaffee sonst nicht mehr genießbar wäre.
Bei 250 Grad Celsius ist für die Bohnen der kritische Punkt erreicht: Bleiben sie zu lange auf dieser Temperatur, verbrennen sie. Doch das Risiko muss der Röster eingehen, denn nur bei dieser hohen Temperatur lösen sich aus den Zellen die Kaffeeöle, die das Aroma abrunden.
(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 12.08.2021)
Quelle: WDR