Von der Festung zur Hauptstadt
Stockholm liegt auf mehreren kleinen Inseln an der Nahtstelle zwischen dem Mälarsee und der Ostsee. Diese exponierte Lage bestimmt in Stockholm nicht nur das Klima, sondern prägte auch die Geschichte der Stadt.
Über die Entstehung Stockholms gibt es gleich mehrere, teilweise widersprüchliche Geschichten. In einem Punkt aber sind sich alle einig: Es ging um die Kontrolle der Wasserwege. Um 1250 ließ hier der Regent Birger Jarl eine Festung bauen, um den Mälarsee vor Piraten zu schützen. Erwähnt wird das, was später einmal die Stadt werden sollte, erstmals von dem isländischen Dichter Snorre Sturlasson (1178-1241).
In historischen Dokumenten taucht Stockholm erstmals vier Jahre nach Birger Jarls Regierungsantritt, also 1252 auf. Zum damaligen Zeitpunkt steht am Norrström – das ist die enge Wasserstraße zwischen Mälarsee und Ostsee–- bereits eine Burganlage, aus der später das Schloss Tre Kronor (Drei Kronen) hervorgeht. Um das Schloss herum entsteht die neue Stadt: Stockholm ("stock" = Stock, Baumstamm, Pfahl; "holm" = kleine Insel). Die Gamla stan, die heutige Altstadt, trennt das Meer und den See voneinander.
Damals gibt es in Schweden bereits andere, größere Städte. Doch Stockholm wächst schnell, und bereits 1289 wird Stockholm als die größte Stadt im Königreich bezeichnet. Bedeutend ist die Stadt durch ihren Handelshafen für die Hanse, die den Überseehandel vom 13. bis ins späte 17. Jahrhundert kontrolliert.
Um 1580 hat Stockholm etwa 9000 Einwohner, 1675 sind es bereits 50.000 und im 18. Jahrhundert 75.000 Menschen. Bereits 1634 wird Stockholm offiziell zu Hauptstadt des schwedischen Reiches. Heute leben in Stockholm knapp eine Million Menschen, mit den dazugehörigen Vororten sind es sogar 2,1 Millionen Einwohner.
Stockholm – die Stadt am Wasser
Das königliche Stockholm
Schweden ist eine konstitutionelle Monarchie, das heißt, der König und seine Familie haben keinerlei politische Macht. Sie repräsentieren das Land, ähnlich wie bei uns der Bundespräsident. Dennoch: Die Schweden lieben und verehren ihr Königshaus. Wie sehr, das zeigt sich jedes Jahr, wenn Kronprinzessin Victoria ihren Geburtstag feiert und tausende ihr gratulieren und zujubeln.
Doch um diese Liebe war es im Laufe der Jahrhunderte nicht immer so gut bestellt. Gustav III., 1772 nach einer unblutigen Revolution an die Macht gekommen, war bekannt als Liebhaber der Künste und als absoluter Monarch. Allerdings leitete er ein weitreichendes Reformprogramm ein, das auch die Rechte des Adels beschnitt. Damit machte er sich viele Feinde und wurde 1792 während eines Maskenballs ermordet.
Zumindest mit dem Leben davon kam sein Nachfolger Gustav IV. Adolf. Unter seiner Herrschaft war das Königreich in die Napoleonischen Kriege und auch 1808/09 in einen weiteren Krieg gegen Russland und Finnland verwickelt. Am Ende ging ein Drittel des schwedischen Territoriums verloren. Schließlich wurde der König überwältigt, abgesetzt und später nach Schloss Gripsholm verbannt.
Seit dem 17. Jahrhundert leben Schwedens gekrönte Häupter in Stockholm und haben dementsprechend ihre Spuren in der Stadt hinterlassen. Die spektakulärste ist sicherlich der königliche Palast. Er liegt inmitten der Altstadt und ist dort entstanden, wo einst das alte Schloss Tre Kronor stand. Tre Kronor wurde 1679 durch einen Brand zerstört. 1754 wurde der heutige Palast fertiggestellt und von König Adolf Frederik erstmals bezogen.
Der Palast zählt noch heute zu den bedeutendsten Barockbauten Europas. Auch der heutige König Carl XVI. Gustav und seine Familie lebten lange Zeit hier. Seit 1982 residieren sie allerdings auf Schloss Drottingholm. Genutzt wird der Palast heute von der königlichen Familie als Arbeitsplatz und für offizielle Empfänge und Audienzen. Dennoch ist er auch für die Öffentlichkeit zugänglich und zählt zu den beliebtesten Touristenattraktionen Stockholms.
Sehr beliebt: die Königsfamilie
Die wichtigsten Stadtviertel
Stockholm – das war früher nur die Gamla stan, die heutige Altstadt. Doch mittlerweile erstreckt sich die Stadt über 14 verschiedene Inseln, die durch mehr als 50 Brücken miteinander verbunden sind. Ein Drittel von Stockholms Fläche ist Wasser, ein weiteres Drittel nehmen Grünflächen und Parks ein. Die Wasserqualität in Stockholm ist erstaunlich, denn inmitten welcher Metropole kann man schon bedenkenlos baden oder gar Lachse angeln?
Die mittelalterliche und liebevoll restaurierte Gamla stan ist ein wahres Prachtstück: Kleine verwinkelte Gassen, Antiquitäten und Souvenirläden, aber vor allem das königliche Schloss, die eindrucksvolle Kathedrale Storkyrkan und das Riddarhuset (Ritterhaus), eines der schönsten Gebäude der Stadt.
Das Zentrum der Altstadt: Stortorget
Das Gebiet, das heute als City bekannt ist, wurde erstmals Mitte des 18. Jahrhunderts von Bürgern und Adligen erschlossen, die hier ihre Häuser und Paläste errichteten. Heute ist die City das wirtschaftliche Zentrum der Stadt. Hier findet man die großen Kaufhäuser, exklusive Boutiquen, weitläufige Grünflächen – und immer wieder Wasser, auf dem reger Bootsverkehr herrscht.
Vom Stadtteil Södermalm aus hat man einen unvergleichlichen Blick über die ganze Stadt. Das Viertel ist Heimat der Arbeiter, Künstler und der jungen Leute. Bars, ungewöhnliche Cafés, Secondhand- und Designerläden prägen das Bild des Multikulti-Stadtteils.
Djurgarden ist das ehemalige königliche Jagdrevier und heute die grüne Oase inmitten der Stadt. Hierhin gehen die Stockholmer um sich in ihrer Freizeit zu vergnügen. Auf Djurgarden liegen auch einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel das Vasa-Museum oder das Freilichtmuseum Skansen.
Großes kulturelles Angebot
Dank der Sammelleidenschaft der Regenten, großzügigen Spenden von Kunstliebhabern und der Kriegsbeute aus dem Dreißigjährigen Krieg besitzt die Stadt zahlreiche Kunstschätze. Mehr als 100 Museen locken das ganze Jahr über Besucher, unter anderem das Vasa-Museum, das beliebteste Museum in ganz Skandinavien.
Neben den großen, bekannten Museen wie dem Modernen Museum, dem Nationalmuseum oder dem Naturhistorischen Reichsmuseum gibt es viele kleine sehenswerte Ausstellungen, zum Beispiel das einzige Tanzmuseum der Welt, das Postmuseum oder das Nobelmuseum.
Auch Skansen, das bekannte Freilichtmuseum, das es schon seit 1891 gibt, ist ein Besuchermagnet. Wer auch nur ein paar Worte schwedisch spricht, sollte sich einen Besuch im Ballett, der Oper oder dem Dramaten (Königliches Dramatisches Theater) gönnen.
Fassade des Dramatischen Theaters
Auch in Sachen Design gehört Schweden zu den führenden Nationen. Dementsprechend finden sich unzählige Galerien und Designerläden in der Stadt. Vor allem auf Södermalm, Östermalm, in der City und der Gamla stan kann man sie kaum verfehlen.
(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 29.09.2020)
Quelle: WDR