Blick von oben auf die Geheimratsecken eines Mannes.

Haare

Was tun gegen Haarausfall?

Es ist normal, wenn wir beim Haarewaschen oder Haarebürsten Haare lassen. Kritisch wird es erst, wenn am Tag mehr als 100 Haare ausfallen.

Von Gregor Delvaux de Fenffe, Melanie Jost

Erblich bedingter Haarausfall

Haarausfall ist nicht gleich Haarausfall und kann verschiedene Ursachen haben. Mit 95 Prozent aller Haarausfälle ist der erblich bedingte Haarausfall (androgenetische Alopezie) der am weitesten verbreitete Haarverlust.

In Mitteleuropa sind mehr als die Hälfte der über 50-jährigen Männer vom erblich bedingten Ausfall der Haare betroffen. Auch bei Frauen kommt er vor, jedoch deutlich seltener als bei Männern.

Der Haarverlust zeichnet sich bei den Geschlechtern unterschiedlich ab. Bei Frauen lichtet sich das Haar zuerst im Bereich des Mittelscheitels, von dort aus werden die lichten Stellen größer. Doch dabei bleibt es meist. Das Kopfhaar dünnt zwar aus, zur Glatze kommt es aber nur äußerst selten.

Anders beim Mann: Hier prägen sich zunächst die Geheimratsecken deutlich aus. Gleichzeitig bildet sich am Hinterkopf eine kahle Stelle, die sich gemeinsam mit den Geheimratsecken im Lauf der Zeit zu einer Glatze ausweitet.

Großaufnahme auf den Kopf eines Mannes mit akutem Haarausfall

Albtraum Haarausfall

Ausgelöst wird der erblich bedingte Haarverlust durch ein Abbauprodukt des männlichen Geschlechtshormons Testosteron, dem Dihydrotestosteron (DHT). Die Haarwurzelzellen reagieren überempfindlich auf DHT, treten vermehrt und zu schnell in die Haarwachstumspause ein und beginnen zu schrumpfen.

So bildet die Haarwurzel nach und nach statt normaler Haare nur noch Haarflaum aus, der schließlich ganz ausfällt, wenn die Haarwurzel abstirbt.

Kreisrunder Haarausfall

Im Gegensatz zum erblich bedingten Haarausfall ist der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) krankheitsbedingt. Innerhalb weniger Tage entstehen runde, kahle Stellen auf dem Kopf. Oftmals wächst das Haar von alleine wieder nach, doch manchmal ist ein Totalverlust der Haare unvermeidlich.

Die Ursachen der Alopecia areata liegen größtenteils im Dunkeln, doch scheint eine immunologische Störung den Haarausfall auszulösen. Dabei werden die Kopfhaare vom eigenen Immunsystem als Fremdkörper angesehen und abgestoßen.

Zu Beginn entsteht eine Entzündungsreaktion, die sich irritierend auf die Haarwachstumsphasen auswirkt und schließlich den Haarausfall bewirkt. Im schlimmsten Fall kommt es zum Verlust aller Kopfhaare (Alopecia totalis) oder sogar zum vollständigen Verlust der gesamten Körperbehaarung (Alopecia universalis).

Diffuser Haarausfall

Auch der diffuse Haarausfall (diffuse Alopezie), bei dem das Haar insgesamt ausdünnt, ist krankheitsbedingt. Oft erweist sich diffuser Haarausfall als eine vorübergehende Erscheinung. Die Ursachen sind dabei äußerst vielfältig.

Schwangerschaft, Schilddrüsenfunktionsstörungen und die Wechseljahre können ebenso Auslöser für diffusen Haarausfall sein wie Infektionskrankheiten, falsche und extreme Diäten oder Unverträglichkeiten von Medikamenten.

Großaufnahme auf den Kopf eines ergrauten Mannes. Am Ansatz ist eine Lücke zu erkennen.

Am Haaransatz fallen die Haare seltener aus

Ein Fall für den Dermatologen

Haarausfall kann erblich bedingt, aber auch eine Krankheit sein. Manchmal ist Haarausfall auch ein Symptom, das auf eine bestehende Erkrankung hinweist. In erster Linie hat der Haarausfall nicht direkt etwas mit der Haarpracht zu tun, sondern wirkt sich nur negativ auf sie aus. Daher ist es ratsam, bei Haarausfall zunächst einen Hautarzt aufzusuchen.

Viele Dermatologen bieten Haarsprechstunden an. Der Arzt erstellt dem Patienten dann ein so genanntes Trichogramm. Er entnimmt einige der Haupthaare, oft wird die Kopfhaut zudem fotografiert, um das Ausmaß des Haarverlusts protokollieren und später vergleichen zu können.

Stellt sich heraus, dass ein dauerhafter und nicht-krankheitsbedingter Haarausfall vorliegt, können Medikamente verabreicht werden, die den Haarausfall unterbinden und sogar den Haarwuchs neu anregen.

Haarwuchsmittel

Was ist dran am Thema Haarwuchsmittel? Gibt es tatsächlich Mittelchen und Tinkturen, die die erhoffte Sprießkraft des sich lichtenden Haupthaares wieder beflügelt?

Das Erfreuliche gleich vorweg: Tatsächlich gibt es seit einiger Zeit erwiesenermaßen wirksame, wissenschaftlich getestete Präparate, die ein erneutes Haarwachstum nicht nur versprechen, sondern tatsächlich auch bewirken.

Therapiemöglichkeiten

Es gibt wirksame Mittel gegen Haarausfall. Einmal verlorene Haare kommen zwar nicht wieder, aber mit Medikamenten lässt sich teilweise der Ist-Zustand erhalten und ein Erfolg in der Stimulation der Haardicke beziehungsweise Haardichte verzeichnen.

Eine medikamentöse Behandlung sollte so früh wie möglich erfolgen. Setzt man die Mittel ab, schreitet auch der Haarausfall wieder voran. Um den Körper so wenig wie möglich zu belasten, startet man mit Haartinkturen, die direkt auf die Kopfhaut aufgetragen werden. Erste Ergebnisse sind nach drei bis sechs Monaten zu sehen.

Erst wenn Haartinkturen nicht zum Erfolg führen, werden Tabletten eingesetzt. Die verfügbaren Präparate sind meist verschreibungspflichtig. Da sie Hormone enthalten, sind sie nicht alle für Männer und Frauen gleichermaßen geeignet.

Drei Wirkstoffe haben sich in der Anwendung als wirksam erwiesen: Finasterid, Minoxidil und 17-Alpha-Estradiol. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie konsequent angewendet werden müssen. Allerdings können nicht alle von beiden Geschlechtern genutzt werden.

Bürste mit ausgefallenen Haaren

Es gibt wirksame Mittel gegen die Haare in der Bürste

Für Männer und Frauen

Der Wirkstoff 17-Alpha-Estradiol ist als rezeptfreie Haartinktur erhältlich. Dieses Östrogen verhindert die Umwandlung des Testosterons in seine aktive Form, das Dihydrotestosteron (DHT).

Der Wirkstoff Minoxidil ist ebenfalls als Haartinktur erhältlich. Warum er wirkt, ist bislang nicht bekannt. Vermutlich regt er die Durchblutung und damit auch das Haarwachstum an.

Für Männer

Finasterid – als Tablette erhältlich – verhindert die Umwandlung des Testosterons in DHT (wie 17-Alpha-Estradiol). Während der Finasteridanwendung wurde bei Testpersonen auch eine kleine Menge des Wirkstoffes in der Samenflüssigkeit gefunden.

Das Risiko von Missbildungen bei einer Schwangerschaft könne nicht ganz ausgeschlossen werden, so die Beurteilung in Fachzeitschriften, darum ist das Medikament für Frauen nicht geeignet. Auch für Männer bestehen Risiken: Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören Impotenz und eine verminderte Libido.

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 24.01.2021)

Weiterführende Links

Quelle: SWR / WDR

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