Feldhasen
neuneinhalb – Deine Reporter. 06.05.2021. 01:52 Min.. Verfügbar bis 16.04.2026. Das Erste.
Haustiere
Hasen und Kaninchen
Hasen und Kaninchen zählen zu den beliebtesten Haustieren der Deutschen. Kaninchen sind eher Schmusetiere fürs Zuhause und die Rassezucht. Der Feldhase dagegen ist ein echtes Wildtier und zunehmend bedroht.
Von Almut Röhrl
Biologie Hasen und Kaninchen
Biologisch gesehen ist der Unterschied zwischen Hasen und Kaninchen äußerlich durchaus erkennbar. Feldhasen sind groß und schlank und haben lange, kräftige Hinterläufe. Sie wiegen vier bis sechs Kilogramm. Klein und gedrungen ist dagegen der Körper der Wildkaninchen. Sie bringen rund zwei Kilo auf die Waage und besitzen relativ kurze Ohren. Lange wurden beide den Nagetieren zugeordnet.
Heute werden Hasen und Kaninchen zur Familie der Hasenartigen gezählt (wissenschaftlich: Lagomorpha). Im Gegensatz zu Nagetieren besitzen Hasen und Kaninchen ein zusätzliches kleines Zahnpaar (Stiftzähne) dicht hinter den oberen Nagezähnen. Ein weiterer Unterschied zu den Nagetieren: Die Hasenartigen können nicht mit den Vorderpfoten greifen.
Hasen sind Nestflüchter, werden mit Fell und sehend geboren. Kaninchen sind als Nesthocker nackt und blind, wenn sie auf die Welt kommen. Hasen sind in der Regel Einzelgänger, Kaninchen leben in Kolonien.
Der Feldhase in Deutschland
Der bekannteste Hase bei uns ist der Feldhase. Sein Lebensraum sind Feld, Wald und Wiese, die der Mensch ihm durch Veränderung des ländlichen Raumes hin zur Verstädterung streitig macht. In manchen Regionen steht der Feldhase deshalb auf der Roten Liste gefährdeter Arten.
Der Feldhase ist ein Wildtier und lässt sich nicht in Gefangenschaft halten. Immer wieder werden verwaiste Jungtiere in freier Natur von Menschen gefunden. Der Finder sollte sich an Aufzuchtinformationen halten, um das Tier später dann wieder auszuwildern.
Der Feldhase ist ein echtes Wildtier
Vom Wildkaninchen zur Kaninchenzucht
Alle Hauskaninchen stammen eigentlich von den Wildkaninchen ab. Ihre Nutzung durch den Menschen begann vor etwa 4000 Jahren. Erste Berichte stammen von den Phöniziern im "Land der Kaninchen". So bezeichneten sie damals Spanien.
Die Römer hielten sich halbwilde Kaninchen in sogenannten Leporarien für den Speiseplan. Sie begannen mit ihrer Domestikation. Auch im Mittelalter wurden sie gezüchtet, größer und schwerer, denn sie dienten immer noch vornehmlich als Essen.
Stolzer Kaninchenzüchter mit einem Tier der Rasse "Deutscher Riese"
Mit dem Rückgang der Hermelinpopulation im 19. Jahrhundert züchtete man Hermelinkaninchen, deren Fell dem des Hermelins sehr ähnlich war. Die Hoch-Zeit der Kaninchenzucht kam mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Die Menschen lebten beengt in Städten und hatten keinen Platz mehr für Kühe oder Schweine.
Heute werden in Deutschland jährlich laut Welternährungsorganisation 41.000 Tonnen Kaninchenfleisch verzehrt, das sind etwa 25 Millionen Kaninchen. Rund 40 Prozent der Tiere stammen dabei vermutlich aus industrieller Tierproduktion.
Deutschland als Hochburg der Kaninchenzüchter
Deutschland ist eine Hochburg der Kaninchenzüchter, insgesamt sind mehr als 140.000 Rassekaninchenzüchter im "Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter" registriert.
Der Weg vom Halter zum Züchter geht manchmal schnell: Wer zunächst mit der Liebe zum Haustier beginnt, entwickelt sich zum Züchter in einem Verein. Sie alle legen bei ihren Kaninchen Wert auf Reinerbigkeit und gleich bleibende Fell- oder Charaktereigenschaften. Ob Hasenkaninchen, Deutscher Riese, Castor-Rex, Angorakaninchen, Jamora, Deutscher Widder, Zwergwidder – Kaninchen züchten kann eine richtige Leidenschaft sein.
Wie erfolgreich man als Züchter ist, zeigt sich auf einer Kaninchenschau. Ob Kreis-, Landes- oder Bundesschau, die "Bibel" der Züchter, der "Kaninchenstandard" hält die Kriterien für Große Rassen, Mittelgroße Rassen, Kleine Rassen, Zwergrassen, Kurzhaarrassen und Langhaarrassen fest und die Preisrichter beurteilen entsprechend.
Kaninchenplage in "Down Under"
Seit Ende des 19. Jahrhunderts leidet ein ganzer Kontinent unter einer Kaninchenplage – nämlich Australien. 1859 hatte ein Einwanderer nur 24 Kaninchen mitgebracht, um sich ein Stück alte Heimat zu bewahren und einer alten Leidenschaft nachzugehen: der Hasenjagd.
Die hohe Fruchtbarkeit und Fortpflanzung der Tiere sowie der Mangel an natürlichen Feinden führten zu einer nicht ungeahnten Massenvermehrung der Tiere. Anfang des 20. Jahrhunderts bauten die Australier den 1700 Kilometer langen "rabbit-proof fence", einen Zaun, der sich von Norden nach Süden wie ein Gürtel über den australischen Kontinent zieht.
In den 1950er-Jahren bekämpften sie die Kaninchen mit dem Myxoma-Virus, dem Erreger der Kaninchenseuche Myxomatose, der für die Ausrottung der Hälfte der Tiere sorgte. Viele Kaninchen wurden aber resistent.
Mitte des 20. Jahrhunderts verursachten mehrere Milliarden Kaninchen große Schäden in Australiens Natur und in der Landwirtschaft. Ganze Ökosysteme wurden zerstört und bis heute ist keine Lösung in Sicht. Heute sind die Tiere, außer im Norden, in ganz Australien heimisch. Nach wie vor wird mit alten und neuen Viren und anderen Bekämpfungsmethoden probiert und geforscht.
Quelle: SWR | Stand: 02.05.2020, 09:30 Uhr