Ziege und Mensch – eine lange Geschichte
Zusammen mit dem Schaf und dem Hund ist die Ziege eines der ältesten Haustiere des Menschen. Vor mehr als 9000 Jahren schon zähmte der Mensch die Ziege, schätzen Archäologen. Ziege und Mensch verbindet also eine lange Geschichte – nicht zufällig wurde der griechische Göttervater Zeus in der Sage von der Ziege Almatheia aufgezogen.
Die Ziege fand schnell Verbreitung auf der ganzen Welt. Als geselliges Herdentier schloss sie sich den Menschen gut an und faszinierte diese auch mit ihrem vorwitzigen Verhalten.
Ziegen haben einen enormen Vorzug, der sie für fast jedermann attraktiv macht: Sie geben, gemessen an ihrem Körperumfang, enorm viel Milch – nämlich pro Jahr dreimal so viel wie ihr eigenes Körpergewicht. Und, ebenso wichtig: Für diese Leistung braucht sie nur sehr wenig Platz und Futter.
So wurde die Ziege weltweit zur "Kuh des kleinen Mannes". Bis heute sind vor allem in der südlichen Hemisphäre Ziegen noch sehr verbreitet. In Deutschland und Europa dagegen ist ihr Bestand seit dem Wirtschaftswunder der 1960er zurückgegangen. Wo Wohlstand einkehrt, verschwindet die Ziege.
Verhältnis zwischen Ziegen und Menschen
Trotz ihrer wichtigen Rolle für die Ernährung der Menschen ist das Verhältnis zwischen Ziege und Mensch von Anfang an zwiespältig. Im frühen Christentum bekommt der Teufel Attribute des Ziegenbocks: Ziegenhörner und Bocksfüße.
Auch der Ausdruck "geiler Bock" hat mit dem Christentum zu tun. War früher der Gott Pan mit seiner Ziegengestalt ein Zeichen der Fruchtbarkeit, so wendet sich mit dem Christentum das Blatt. Alles, was mit Sexualität zu tun hat, ist nun verpönt.
Andererseits befreit oder bewahrt die Ziege den Menschen laut Überlieferung vor dem Bösen: Im Alten Testament werden der Ziege die Sünden des Volkes Israel aufgeladen und sie wird dann als "Sündenbock" in die Wüste geschickt.
Noch heute bekommen Rinderherden in Irland oft eine Ziege mit auf die Weide, im Glauben, dass diese die Krankheiten auf sich nimmt und so die Kuhherde gesund bleibt. Selbst ein Fußballclub wie der 1. FC Köln hat einen Ziegenbock zum Maskottchen.
Der Ziegenbesitzer hat zwar wenig Renommee. Die Erzeugnisse der Ziege aber, allen voran der Ziegenkäse, sind auch in höchsten Gourmetkreisen verbreitet.
Die Zukunft der Ziege
Solange es Armut auf der Welt gibt, wird es wohl auch Ziegen geben. Doch auch bei uns im reichen Deutschland wächst die Zahl der Ziegen wieder. In Deutschland hat sie sich seit 1980 fast verfünffacht. Spitzenreiter unter den europäischen Ziegenhaltern sind allerdings Griechenland, Spanien und Frankreich.
Während in Frankreich 536.000 Tonnen Ziegenmilch produziert werden und jeder Franzose rund 600 Kilo Ziegenkäse im Jahr verspeist, sind es in Deutschland nur 36.000 Tonnen Ziegenmilch und 50 Gramm Käseverbrauch pro Kopf.
Trotz Tourismus und Gesundheitstrends, die die Speisepläne der Deutschen in den vergangenen Jahrzehnten beeinflusst haben, verbinden große Teile der deutschen Bevölkerung nach wie vor mit Ziegenprodukten Stallgeruch und schlechtem Geschmack.
Ihr großes Comeback hat die Ziege hierzulande daher auch der Landschaftspflege zu verdanken. Denn die Ziege liebt Sträucher und Büsche und kann so wirkungsvoll die Verbuschung der Landschaft verhindern.