Schmetterlinge

Schmetterlingsrekorde

Schmetterlinge sind zarte und wunderschöne Geschöpfe – und sie besitzen erstaunliche Fähigkeiten und beeindrucken mit imponierenden Leistungen.

Von Axel Wagner

Die ältesten Ahnen

Bereits bevor die Dinosaurier ihre große Zeit hatten, flogen im Trias vor gut 250 Millionen Jahren die ersten Schmetterlinge durch die Lüfte. Sie sahen unseren heutigen Motten sehr ähnlich.

Eine lustige Vorstellung, dass einem tonnenschweren Raubsaurier bereits vielleicht der eine oder andere Falter auf der Nase herumgetanzt ist. Zum Vergleich: Die ältesten Bienen entstanden erst viel später – in der Kreidezeit, vor 135 bis 65 Millionen Jahren. Somit zählen die Schmetterlinge zu den ältesten Insekten der Erde.

Die besten Nasen

Viele Schmetterlinge wie etwa das Kleine Nachtpfauenauge sind in der Lage, ein Weibchen aus kilometerweiten Entfernungen in ganz kurzer Zeit zu orten. Die Fühler der Männchen haben zu diesem Zweck kammartige Verbreiterungen und erfassen – so wie hochempfindliche Antennen – bereits wenige Moleküle eines Lockstoffes, den das Weibchen versprüht.

Je stärker der Duft, oder die Konzentration der Partikel, umso näher ist das Weibchen. Also bewegt sich der Falter immer in Richtung zunehmender Geruchsintensität, bis er das Weibchen gefunden hat.

Das Kleine Nachtpfauenauge hat eine feine Nase | Bildquelle: WDR/dpa/Rothenender

Die Größten und die Kleinsten

Rekordhalter in Sachen Flügelspannweite ist ein Nachteulenfalter namens Agrippina-Eule aus Südamerika – mit 32 Zentimetern, also mehr als mancher Singvogel. Gefolgt wird der Favorit vom Königin-Alexandra-Falter aus Papua-Neuguinea, der sich mit 28 bis 30 Zentimetern Spannweite ebenfalls nicht zu verstecken braucht.

Neben diesen tropischen Giganten erscheinen die mitteleuropäischen Rekordhalter eher als Winzlinge: das Große Wiener Nachtpfauenauge hat eine Flügelspannweite von rund 13 Zentimetern, die Raupen können bis zu zehn Zentimeter lang werden. Allerdings ist dieser Falter sehr selten geworden, so wie die meisten europäischen Großschmetterlinge.

Der kleinste nachtaktive Schmetterling heißt übrigens Stigmella ridiculosa, ist auf den Kanarischen Inseln zu finden und misst nur ganze zwei Millimeter.

Der kleinste Tagfalter lebt mit einer Flügelspannweite von nur sieben Millimetern in Afghanistan und heißt Micropsyche ariana.

Ein Riese unter den Schmetterlingen: der Königin-Alexandra-Falter | Bildquelle: WDR/Helga Lade Foto

Der Bunteste

Wer ist der Bunteste im ganzen Land? Um den buntesten Schmetterling in seiner Heimat zu treffen, muss man eine Reise nach Madagaskar antreten, denn dort lebt Urania ripheus, der Regenbogenfalter. Seine Flügel glänzen metallisch in fast allen erdenklichen Farben.

Langstreckenflieger

Jahr für Jahr fliegen sogenannte Wanderfalter aus Südeuropa und Nordafrika nach Mitteleuropa. Im Sommer zählen wir daher Besucher wie den Admiral, Postillon, Windenschwärmer oder die Gammaeule ganz selbstverständlich zu "unseren Schmetterlingen".

Dass diese Schmetterlinge, wenn sie in unseren Sommerwiesen durch die Lüfte flattern, riesige Entfernungen hinter sich gebracht haben, sieht man ihnen nicht an. Der Distelfalter zum Beispiel legt bei seiner Wanderung aus Nordafrika bis nach England und Nordeuropa bis über 3500 Kilometer zurück. Dabei fliegt er tägliche Etappen von rund 25 Kilometern.

Distelfalter legen große Strecken zurück | Bildquelle: WDR/Moenkebild

Höchstleistung Hunger

Bevor ein Schmetterling lustig durch die Lüfte schwebt, hat er in seinem Leben durch kulinarische Jugendsünden seines Raupenlebens unter Umständen bereits beträchtlichen Schaden angerichtet. Aber Raupen fressen nicht nur Felder kahl. Die Raupen der Kleidermotte haben Kleidung zum Fressen gern.

Raupen können ihr Körpergewicht innerhalb weniger Tage vervielfachen. Welche Mengen an Futter dazu nötig sind, zeigt ein Vergleich: Frisst eine Raupe am Tag ein Blatt Salat – was durchaus nicht viel ist – müsste im Verhältnis ein Mensch etwa 20 Kilogramm Salat essen. Und das Fatale ist: Eine Raupe kommt selten allein.