Gletscher
Gletscherschmelze weltweit – von den Alpen bis Grönland
Nicht nur in den Alpen, sondern weltweit schmelzen die Gletscher im Rekordtempo ab. In Pakistan zum Beispiel schwinden dadurch die Wasserreserven, im Sommer herrscht vielerorts Wassermangel. Und weil das Eis so schnell schmilzt, steigt das Risiko für Überschwemmungen.
Von Yvonne Maier
Rasante Schmelze
Seit mehr als 120 Jahren sammelt der Welt-Gletscher-Überwachungsdienst WGMS Daten über die Veränderung der Gletscher weltweit. Für eine Studie hat der Dienst die Beobachtungen der Jahre 2001 bis 2010 mit den davor gesammelten Daten verglichen.
Das Ergebnis: Die Geschwindigkeit der aktuellen globalen Gletscherschmelze ist ohne Beispiel in der Geschichte. So schnell wie seit Beginn dieses Jahrtausends sind die Gletscher weltweit noch nie abgeschmolzen.
Jedes Jahr werden die Gletscher um einen halben bis einen Meter dünner. Besonders betroffen sind die Alpen, aber auch in Skandinavien, Asien und in Südamerika gehen die Gletscher zurück – mit besorgniserregenden Folgen.
Trockene Flusstäler
So befürchten Wissenschaftler schon heute ausgedehnte Trockenperioden beispielsweise in den Tälern des Himalaja-Gebiets. Dort speisen sich die Flüsse – etwa der Indus – ausschließlich durch Gletscherwasser. Gletscher sind also wichtige Wasserspeicher für die tiefer gelegenen Gebiete.
Gehen die Gletscher zurück, führen die Flüsse in diesen Regionen immer weniger Wasser. Für die Landwirtschaft in Pakistan hat das schon heute gravierende Auswirkungen. Ähnliche ökologische Probleme gibt es in den südamerikanischen Anden. Und auch in den Alpen könnte das Wasser im Sommer vielerorts knapper werden.
Steigende Meeresspiegel
Auch der Meeresspiegel wird durch die Gletscherschmelze beeinflusst. So schmilzt das Eis an den Polen schneller als je zuvor in den vergangenen zwanzig Jahren, warnt das Alfred-Wegner-Institut (AWI).
Satelliten-Messungen zeigen, dass die Eisschilde in Grönland und in der Antarktis inzwischen zusammen rund 500 Kubikkilometer Volumen pro Jahr verlieren – fast 500 Milliarden Tonnen Eis. Der größere Anteil entfällt mit 375 Kubikkilometern auf das grönländische Eis.
Seit 2009 hat sich laut AWI der jährliche Eisverlust in Grönland verdoppelt.
Teufelskreis
Das Abschmelzen der Gletscher ist nicht selten ein sich selbst verstärkender Prozess: Das Schmelzwasser bildet Seen und Flüsse auf den Gletschern und sinkt immer weiter ins Eis. Sickert das Wasser durch Eisspalten in die Gletscherbasis, saugt sich der Boden unter dem Gletscher voll und wird instabil.
Grönlands Gletscher ruhen nicht auf felsigem, festen Untergrund, sondern auf porösem Sediment.
Der Effekt: Der Gletscher rutscht schneller ins Meer und schmilzt so noch schneller ab. Eine Folge davon ist der Anstieg des Meeresspiegels – eine Bedrohung für hunderte Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Auch in Deutschland sind bis zu drei Millionen Bewohner in Küstennähe davon betroffen.
(Erstveröffentlichung 2016, letzte Aktualisierung 23.07.2019)
Quelle: BR