Alte Bäume, junge Wissenschaft
Das Wort Dendrochronologie setzt sich aus drei griechischen Begriffen zusammen: aus "dendron" (= Baum), "chronos" (= Zeit) und "logos" (= Lehre).
Schon Leonardo da Vinci (1452-1519) hatte vermutet, dass die Jahresringe von Bäumen die klimatischen Wachstumsbedingungen wiedergeben. Wissenschaftlich untermauerte er seine Theorie allerdings nicht.
Die Wissenschaft, mit deren Hilfe man das exakte Alter von Holz bestimmen kann, ist eine vergleichsweise junge Disziplin. Begründet wurde sie erst im 20. Jahrhundert durch den US-Astronomen Andrew Ellicott Douglass (1867-1962).
Douglass suchte nach einem klimatischen Zusammenhang zwischen der Jahresringdicke und der Sonnenaktivität.
Die erste Chronologie
Douglass vermaß systematisch die Dicke der Jahresringe von Gelbkiefern. Die Ergebnisse trug er in ein Diagramm ein, mit dessen Hilfe er bald einen 585-jährigen Jahresring-Kalender erstellen konnte. 1929 schaffte er es anhand von besonders langlebigen Bäumen sogar, eine 1229 Jahre lange Chronologie zu erstellen.
Einen wissenschaftlichen Beweis für einen Zusammenhang zwischen Jahresringdicke und Sonnenaktivität konnte er jedoch nicht erbringen. Denn für das Wachstum von Bäumen sind neben der Sonneneinstrahlung noch viele weitere Faktoren von Bedeutung, etwa die Nährstoffzufuhr, Beschädigungen, Krankheiten oder Schädlingsbefall. Trotzdem wurden seine Forschungen für die Archäologie sehr nützlich.
Der Jahresringkalender
Jedes Jahr bildet also ein Baum einen neuen Ring aus. Diese Eigenschaft macht es Wissenschaftlern relativ einfach, das exakte Alter von einzelnen Bäumen zu bestimmen.
In der modernen Dendrochronologie werden im sogenannten Dendrolabor bei einer Holzprobe die Ringbreiten gemessen und in den Computer eingelesen, der sie in Kurven umwandelt.
Diese Kurven werden mit denen von bereits datierten Hölzern verglichen. Dies kann man jedoch nur für Bäume der gleichen Holzart machen, da jede Baumart unterschiedlich auf die klimatischen Gegebenheiten eines Jahres reagiert. Stimmt dann die Kurve mit der einer anderen Holzprobe exakt überein, ist die zeitliche Zuordnung erfolgt.
Schon Douglass schaffte es mit einfacheren Methoden anhand von archäologischen Fundhölzern, indianische Wohnstätten zu datieren.
Heute reichen die bereits datierten Jahresringsequenzen bis zum Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12.500 Jahren. So können Hölzer Jahrtausende zurück in einem "Jahresringkalender" zeitlich eingeordnet werden.
(Erstveröffentlichung 2003, letzte Aktualisierung 07.07.2020)