Das so genannte Penrose-Dreieck: drei Balken, die jeweils im rechten Winkel zueinander zu stehen scheinen und dennoch zu einem Dreieck verbunden sind

Sinne

Sinnestäuschung

Können wir unseren Augen und Ohren trauen? Nicht immer: In Natur und Kunst können unsere Sinne in bestimmten Fällen getäuscht werden – eine so genannte Illusion.

Von Günter Wagner

Die Welt der Illusionen

Falsche Wahrnehmung ist oft durch eine Überlastung von Augen oder Ohren bedingt, manchmal kann das Gehirn die empfangenen Reize nicht richtig verarbeiten. In anderen Fällen wird auf bestimmte Erfahrungswerte vertraut, die zu einer Fehlinterpretation führen. Dann sind Illusionen "selbstgemacht".

Die bekanntesten Fehlwahrnehmungen sind optische Täuschungen. So meint manchmal ein Reisender, dessen Zug gerade im Bahnhof hält, dass seine Fahrt weitergeht. Doch es bewegt sich nicht sein Zug, sondern der auf dem Nebengleis. Die Reize, die das Auge hier aufnimmt, werden vom Gehirn falsch interpretiert.

Oft werden Irritationen des Sehens durch Trickbilder künstlich hervorgerufen. Dabei kann es zu trügerischen Farb- und Formeindrücken kommen, zu Fehlschlüssen bei Größenverhältnissen oder zu falschen räumlichen Zuordnungen. Die visuellen Reize überfordern die Netzhaut des Auges oder das Gehirn wird zu falschen Rückschlüssen verleitet.

Optische Täuschung mit dem Beuchet-Stuhl.

Das Gehirn zieht manchmal falsche Schlüsse

Alle Sinne lassen sich täuschen

Auch die anderen Sinnesorgane können getäuscht werden. Hält man eine große Muschel ans Ohr, meint man die Meeresbrandung zu hören. Stattdessen ist es das eigene Blut, dessen Rauschen aus der Muschel zurückgeworfen wird.

Eine Stereoanlage täuscht dem Zuhörer einen räumlichen akustischen Eindruck vor. Dazu ist binaurales Hören nötig, also das Hören mit beiden Ohren: Nur so lassen sich Schallquellen orten.

Reduziert man bei einer Musikaufnahme 30 Prozent der Daten, wie dies bei dem digitalen Aufnahmeformat MP3 geschieht, entdeckt der Hörer so gut wie keinen Unterschied. Erst wenn 60 Prozent fehlen, also mehr als die Hälfte der Informationen, kann man Abweichungen zum Original feststellen.

Der Tastsinn, auch haptische oder taktile Wahrnehmung genannt, funktioniert über Nervenzellen in der Haut. Diesen Sinn kann man ganz leicht in einem Selbstversuch täuschen, den schon der griechische Philosoph Aristoteles beschrieb: Greift man mit überkreuztem Finger auf die Nasenspitze, fühlt man zwei Nasen.

Auch wenn man einen Bleistift zwischen den Fingern bewegt, hat man den Eindruck, dass es sich dabei um zwei Objekte handelt. Hält man die Finger parallel, spürt man nur ein Objekt. Das Gehirn wird durch die unnormale Lage der Finger getäuscht und nimmt deshalb zwei unterschiedliche Berührungspunkte wahr.

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 19.07.2019)

Quelle: SWR

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