Vorbereitungen
Taucher müssen oft in große Tiefen hinab, um ein Schiffswrack zu besichtigen. Je tiefer das Schiff auf dem Grund liegt, desto geringer wird die Sicht. Die Wassertemperatur sinkt und der Druck steigt.
Zunächst sollte man sich ausführliche Informationen zu den Tauchmöglichkeiten vor Ort einholen. Spezielle Reiseveranstalter, Tauchschulen, Bücher, Zeitschriften und das Internet können hierbei behilflich sein. Im nächsten Schritt sollte sich der Taucher Informationen über das ausgesuchte Tauchrevier und das dort befindliche Wrack besorgen.
Lokale Tauchschulen, Hafenämter oder Fischer erweisen sich dabei häufig als gute Quellen. Als wichtigste Grundvoraussetzung gilt immer, dass die individuelle Taucherfahrung und -ausbildung den Bedingungen vor Ort angepasst ist.
Taucher, die bisher nur in warmen Gewässern ihre Erfahrungen gesammelt haben, sollten auf keinen Fall ohne vorherige Übung Wracks in kalten, trüben und dunklen Gewässern betauchen. Genausowenig zu empfehlen ist es Tauchern, die bisher nur in Seen getaucht sind, Wracks in strömungsreichen Gebieten zu erkunden – selbst wenn das Gewässer sehr klar ist.
Um den Umgang mit Kälte und Dunkelheit beim Tauchen zu trainieren, bieten sich Tauchgänge in Baggerseen an. Gewässer in Küstennähe mit klarer Sicht und geringer Tiefe eignen sich dazu, Strömungstauchgänge zu üben. Viele Sporttauchschulen bieten spezielle Kurse zum Wracktauchen an.
Für den Anfänger ist es wichtig, dass er nur in einer Gruppe einen Tauchgang unternimmt, in der genügend erfahrene, routinierte Wracktaucher dabei sind. Bei einem eigenen Tauchboot ist darauf zu achten, dass erfahrene Seeleute mit an Bord sind.
Der Versicherungsschutz sollte ebenfalls im Vorfeld geklärt werden. Falls die Krankenkasse die Kosten für Tauchunfälle nicht übernimmt, besteht die Möglichkeit, Zusatzversicherungen abzuschließen. Über die Sporttauchverbände ist in der Regel jedes Mitglied versichert.
Baggerseen eignen sich für Übungstauchgänge
Ausrüstung
Für das Wracktauchen ist eine spezielle Zusatzausrüstung nötig. Damit sich der Taucher nicht in Netzen und Tauen verfängt oder an spitzen und scharfkantigen Gegenständen verletzt, gehört ein Unterwasser-Scheinwerfer zu seinen wichtigsten Utensilien.
Der Scheinwerfer sollte einen weit streuenden Lichtkegel besitzen und mindestens 20 Watt stark sein. Zusätzlich sollte immer eine kleine Ersatzlampe mitgeführt werden. Ein Tauchermesser ist fester Bestandteil der Ausrüstung, um sich im Ernstfall aus Netzen oder Seilen befreien zu können.
Auch ein größerer Luftvorrat ist sehr wichtig, wenn Wracks unter erschwerten Bedingungen betaucht werden. Dazu zählen sehr tief auf dem Grund liegende Wracks, heftige Strömungen oder unübersichtliche Schiffsteile.
Dringend nötig: ein starker Scheinwerfer
Sicherheitsmaßnahmen
Um das Innere eines Wracks zu betauchen, sind bestimmte Sicherheitsvorkehrungen zu beachten. Besonders wichtig ist ein ausreichender Luftvorrat. Wenn ein Drittel des Luftvorrats verbraucht ist, sollte der Rückweg zur Wasseroberfläche angetreten werden, da ein Drittel der Luft als Reserve dient.
In engen Schiffswracks sind Handschuhe und ein Helm zu empfehlen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Der Kopfschutz bietet gleichzeitig die Möglichkeit, Lampen daran zu befestigen. Der Bleigurt sollte zwei hintereinander montierte Schnallen besitzen.
So lässt er sich immer noch leicht abwerfen, kann sich im Wrack aber nicht ungewollt öffnen. Eine Sicherungsleine ist unbedingt nötig und sollte immer straff gehalten werden, um zu verhindern, dass sie sich verheddert.
Signalmittel wie Leuchtstäbe, Trillerpfeife, Signalpistole oder Bojen sind ebenfalls ein Muss für jeden Wracktauchgang. Falls ein Taucher in eine Notsituation gerät, kann er sich mit ihrer Hilfe bemerkbar machen.
Schläuche und Instrumente der Taucherausrüstung müssen so dicht wie möglich am Körper liegen und mit entsprechenden Haken oder Clips befestigt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Teile der Ausrüstung beschädigt werden oder sich verfangen.
Die Luft darf nicht knapp werden
Regeln im Wrack
Taucher sollten sich bewusst sein, dass ein Wrack jederzeit zerfallen kann. Es ist Korrosion, Fäulnis und ständiger Wasserbewegung ausgesetzt und kein statisches Gebilde. Deshalb sollte ein Wracktaucher niemals Türen öffnen, an Stangen und Verstrebungen rütteln oder unter Aufbauten hindurchschwimmen.
Türen eines Wracks können zufallen und den Taucher einschließen oder einquetschen. Verrostete Verstrebungen können zusammenbrechen, Munition und Granaten können auch nach Jahrzehnten noch durch Erschütterungen im Wasser explodieren.
In engen Räumen oder Gängen besteht die Gefahr, dass sich der Taucher verirrt oder einklemmt. Die Flossen berühren leichter den Grund, sodass Sand und Schlick aufgewirbelt werden.
Durch die schlechten Sichtverhältnisse kann so die Orientierung verlorengehen. Vorsicht ist deshalb vor allem in Räumen geboten, in denen wenig Wasserbewegung herrscht, da hier sehr feine Schlickpartikel an Decken, Böden und Wänden haften.
Gefahren für Taucher und Ausrüstung verstecken sich auch unter Muscheln, Algen oder Seepocken, denn diese verdecken oft spitze oder scharfkantige Metallgegenstände.
Auch muss bei einem Wracktauchgang immer damit gerechnet werden, dass einem zum Beispiel plötzlich eine Muräne dicht vor das Gesicht schwimmt, da ein Wrack vielen Tieren Unterschlupf gewährt. In einer solchen Situation gilt es Ruhe zu bewahren und nicht in Panik auszubrechen.
Auch in Schreckmomenten heißt es Ruhe bewahren
Das gesamte Taucherteam sollte nur aus erfahrenen Tauchern bestehen, besonders dann, wenn ein unbekanntes oder schwierig zu betauchendes Wrack das Ziel ist. Orientierungsschwierigkeiten sind bei einem Wracktauchgang nie auszuschließen, da zum Beispiel der sichere Ausgang aus dem Wrack für eine gewisse Zeit nicht mehr zu sehen ist.
Bei großen Wracks können markante Strukturen wie beispielsweise der Schornstein oder die Kommandobrücke als Orientierungshilfe dienen. Ein Taucher muss vorher ins Kalkül ziehen, dass er eventuell kurzzeitig die Übersicht verliert und in diesem Moment mit der erhöhten nervlichen Anspannung zurechtkommen muss.
In enge Öffnungen eines Schiffswracks sollte immer mit den Flossen zuerst hineingeschwommen werden und eine Hand außen bleiben, weil man nie weiß, was einen im Inneren erwartet. Während einer aus dem Tauchteam das Innere eines Wracks erkundet, müssen mindestens zwei Taucher außerhalb der Öffnung eine Sicherheitsgruppe bilden.
Souvenirs vom Meeresgrund?
Ein Taucher sollte niemals Mitbringsel aus einem Schiffswrack mit nach oben bringen. Zum einen kann sich der Wracktaucher dadurch selbst in Gefahr bringen, indem er versucht, Gegenstände im oder am Wrack zu lösen. Der Taucher riskiert, sich an Wrackteilen zu verletzen, seine Ausrüstung zu beschädigen oder währenddessen zu vergessen, seine Instrumente ordnungsgemäß zu kontrollieren.
Zum anderen sind solche Souvenirjäger Schuld daran, dass wertvolle Informationen über ein Schiff und dessen Geschichte verlorengehen. Viele Wracks stehen unter Denkmalschutz. Selbst beim Entwenden kleinster Gegenstände müssen Souvenirjäger mit hohen Strafen rechnen.
Nicht zuletzt gilt es als moralisch bedenklich, in Wracks auf Beutezug zu gehen. Da mit den Schiffen oft auch viele Menschen in die Tiefe gerissen wurden, sollte deren Totenruhe gewahrt bleiben.
Souvenirjäger müssen mit hohen Strafen rechnen
Quelle: SWR | Stand: 04.01.2021, 11:52 Uhr