Schwarz-weiß Bild zweier Soldaten mit Maultier, alle drei tragen Gasmasken

Deutsche Geschichte

Der Erste Weltkrieg

Weniger als sechs Wochen dauerte es 1914, um die Welt in einen Weltkrieg zu stürzen. Nach dem Attentat auf einen Thronfolger folgte ein fataler Absturz der diplomatischen Beziehungen zwischen den Staaten. Unter großem Jubel zogen Hunderttausende in die Schlacht, auch in Deutschland.

Von Knut Weinrich

Das Attentat von Sarajewo

Am 28. Juni 1914 besuchte der österreichisch-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz-Ferdinand mit seiner Ehefrau Sophie die bosnische Stadt Sarajewo. Die Stadt und Bosnien waren damals unter österreichisch-ungarischer Herrschaft, nach der Annexion von 1908. Diese Annexion wurde von vielen in Bosnien und auch Serbien als Besatzungsherrschaft empfunden.

Das Paar saß bei seinem Besuch in Sarajewo im offenen Wagen und wurde von einer Eskorte begleitet. Bereits am Morgen wurde ein Bombenanschlag auf sie verübt, bei dem zwei Begleiter und mehrere Schaulustige verletzt wurden. Die Fahrt wurde dennoch fortgesetzt, der Besuch im Rathaus absolviert.

Gemälde: Attentat auf Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Ehefrau Sophie

Ein Attentat mit schweren Folgen

Auch danach fuhren sie weiter im offenen Wagen – offensichtlich nahmen weder der Thronfolger und seine Frau noch die Eskorte die Gefahr ernst. Und so kam es zu einem zweiten, tödlichen Anschlag: Franz-Ferdinand und seine Ehefrau Sophie starben durch Pistolenkugeln.

Der Mörder, Gavrilo Princip, war ein Bosnier mit serbischen Wurzeln. Er sah sich als Kämpfer für die Befreiung von der Herrschaft Wiens.

Chaotische Szene in der Straße in Sarajevo nach dem Attentat

Der zweite Anschlag auf Thronfolger Franz-Ferdinand war tödlich

Der Kriegsausbruch

Nach dem Anschlag hegte die österreichisch-ungarische Führung unter Kaiser Franz Josef bald den Verdacht, der serbische Staat stecke hinter dem Mord. Genau einen Monat nach dem Attentat erklärte Österreich-Ungarn am 28. Juli 1914 Serbien den Krieg. Dabei hatte es die volle Unterstützung des deutschen Kaisers Wilhelm II.. Die beiden Mittelmächte hielten zusammen.

Auf der Seite Serbiens aber stand der russische Zar Nikolaus. Auch seine Truppen machten sich bereit für den Kampf. Die französische Republik wiederum war mit Russland verbündet – das Bündnis, zu dem auch Großbritannien gehörte, nannte sich Entente – und machte sich ebenfalls bereit.

Am 1. August erklärte das Deutsche Reich Russland den Krieg, am 3. August dann den Franzosen.

Wilhelm II. auf einem colorierten Foto

Wilhelm II. unterstützte die Kriegserklärung an Serbien

Die Welle der Begeisterung

Eine Welle nationaler Begeisterung, ein regelrechtes Glücksgefühl erfasste viele Menschen in Deutschland bei Kriegsbeginn im August 1914 – das sogenannte "August-Erlebnis".

Es wehten Fahnen, es wurden Gottesdienste gefeiert und Gottes Beistand für diesen Waffengang erbeten. Die Menschen versammelten sich in den Straßen, sie jubelten ihren Soldaten zu, und die Soldaten fuhren lachend und winkend in Richtung Front – in Bahnwaggons, auf die sie mit Kreide Sprüche geschrieben hatten wie "Auf zum Preisschießen nach Paris!"

Die Menschen in Deutschland sahen den Krieg als gerecht an, als einen Verteidigungskrieg. Obwohl Deutschland nicht angegriffen worden war, hatten viele Menschen den Eindruck, sich verteidigen zu müssen.

Und das nicht nur in Deutschland. Einen Verteidigungskrieg zu führen, war in allen Staaten in diesem Krieg die verbreitete Meinung. Die Begeisterung in Deutschland wurde dadurch beflügelt, dass die Bevölkerung, die militärische und die politische Führung von einem schnellen Sieg innerhalb weniger Monate ausgingen.

Mobilmachung 1914: In Deutschland: Freiwillige schwenken in  euphorischem Glauben an einen schnellen Sieg ihre Hüte

"Zum Preisschießen nach Paris!"

Die Überzeugung, den Kriegsgegnern überlegen zu sein, war weit verbreitet und wurde seit Jahren genährt vom überbordenden Nationalismus, vom Militarismus, von der rasanten Aufrüstung und vom Aufbau der Kriegsmarine. Hinzu kam, dass kaum jemand ein realistisches Bild von einem Krieg hatte. Der vorangegangene Krieg – 1870/71 gegen Frankreich – war recht schnell gewonnen worden.

Doch seither hatte sich die Waffentechnologie rasant entwickelt und auch die Größe der Heere. Nicht einmal die Militärs ahnten, was auf die Soldaten zukommen würde. Diese Unwissenheit und die damit verbundene unrealistische Sicht der Lage trug zur Begeisterung bei.

Die Kriegsbegeisterung war allerdings nicht überall gleich ausgeprägt. Es gab einen deutlichen Unterschied zwischen Stadt und Land.

Auf dem Land war die Begeisterung weit geringer. Denn dort lebten die meisten Menschen von der Landwirtschaft, und ein Kriegsbeginn im August bedeutete eine direkte Bedrohung der Ernte, da viele Männer gleich zur Armee eingezogen wurden. Insgesamt zwei Millionen Männer mussten für Deutschland schon zu Beginn in den Krieg ziehen.

Ein stolzer Sohn in Kinder-Uniform begleitet seinen Vater, der in den Krieg zieht, zum Bahnhof

Stolz auf den Papa

(Erstveröffentlichung 2014. Letzte Aktualisierung 22.10.2019)

Quelle: SWR

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