7. Oktober 1949 – Gründung der DDR WDR ZeitZeichen 07.10.2009 14:30 Min. Verfügbar bis 07.10.2059 WDR 5

DDR

Leben in der DDR

Am 7. Oktober 1949 wurde die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. 40 Jahre lang gab es zwei deutsche Staaten, getrennt durch bewachte Grenzen und Mauern: die DDR im Osten und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Westen.

Von Wiebke Ziegler

Die Gründung der DDR

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 beschlossen die Siegermächte – Frankreich, Großbritannien, die USA und die Sowjetunion –, das deutsche Staatsgebiet in vier Besatzungszonen aufzuteilen. Zudem bekam jede Besatzungsmacht jeweils einen Teil der Hauptstadt Berlin. Das Ziel war es, den Nationalsozialismus zu beenden und die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen.

Schon nach zwei Jahren war das Verhältnis zwischen den Ost- und Westmächten gespalten. Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, ihre Einflusssphären vergrößern zu wollen. Der Westen, vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika (USA), stand für den Kapitalismus. Der Osten dagegen, die Sowjetunion, wollte den Kommunismus als Weltanschauung verbreiten.

Kapitalismus und Kommunismus – beides schien unvereinbar. Bereits im März 1946 sprach der britische Premierminister Winston Churchill von einem "Eisernen Vorhang", der den Westen vom Osten trenne. Ein Jahr später beschlossen die USA mit dem Marshall-Plan, benannt nach dem damaligen US-Außenminister George C. Marshall, die europäischen Staaten wirtschaftlich näher an sich zu binden und den Kommunismus in Europa einzudämmen. Der Kalte Krieg begann.

Am 7. Oktober 1949 wurde die sowjetische Besatzungszone (SBZ) schließlich offiziell zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Das Gebiet umfasste die heutigen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin (Ostteil), Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie Thüringen. Der neue Staat pflegte weiterhin eine enge Beziehung zur Sowjetunion, war aber nun ein eigenständiger Staat mit eigener Regierung und Wirtschaft.

Die Flagge der DDR mit Hammer und Zirkel | Bildquelle: dpa/Göttert, Heinz-Jürgen

1952 schlug der sowjetische Staatschef Josef Stalin mit seiner "Stalin-Note" ein wiedervereinigtes, neutrales Deutschland vor. Dies wurde von den Westmächten aber mit der Begründung abgelehnt, Stalin wolle damit die Westbindung der Bundesrepublik Deutschland unterlaufen.

Bis heute gibt es in der Wissenschaft unterschiedliche Meinungen darüber, wie ernst die Stalin-Note gemeint war.

Die Besatzungszonen nach dem Zweiten Weltkrieg (Karte der US-Militärregierung von 1945) | Bildquelle: akg

Die Sowjetunion als Vorbild

Die DDR wurde nach sowjetischem Vorbild zum sozialistischen Staat erklärt. Das bedeutete etwa, dass der größte Teil des Privateigentums – vor allem Geschäfte und Unternehmen, aber auch Miethäuser – in staatlichen Besitz überging.

Zunächst waren es nur die Großbetriebe, mit dem Machtantritt von Erich Honecker im Jahr 1972 aber zunehmend auch alle kleineren Unternehmen. Jegliche Produktion von Waren und Gütern unterstand fortan dem Staat.

Wie die Wirtschaft war auch die DDR-Politik zentral geregelt. Herrschende Partei war die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Diese ging auf Drängen der Sowjetunion aus einer Zwangsvereinigung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) hervor. Wilhelm Pieck wurde erster Staatspräsident, Otto Grotewohl Ministerpräsident.

Laut Verfassung waren neben der SED noch vier weitere Parteien zugelassen: die Christlich-Demokratische Union (CDU), die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD), die Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD) und die National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD).

Nach außen hin schien es, als verfolge jede dieser Parteien eine eigene politische Richtung. Sie hatten jedoch kein eigenes Parteiprogramm. Alle waren der SED unterstellt.

Ihre eigentliche Aufgabe war es, systemkritische Bürger anzusprechen – also diejenigen, die mit der politischen Ausrichtung der SED wenig anfangen konnten. Identifizierten sich diese stattdessen mit den kleineren Parteien, bekam die SED indirekt die Unterstützung, die sie haben wollte.

Diktatorische Staatsführung

Die SED war streng hierarchisch aufgebaut. Zu den unteren und mittleren Ebenen gehörten etwa Bezirks-, Stadt- und Gemeinderäte. Wichtige Ämter in den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Kultur und Sicherheit gehörten zur Parteiführungsspitze, der Nomenklatura. Diese war das eigentliche Machtzentrum der DDR.

Zwar hatten alle Mitglieder der Partei das Recht, die Führungsspitze der SED zu wählen. Die Nomenklatura bestimmte jedoch, welche Kandidaten für die offenen Posten überhaupt infrage kamen. Die Mitglieder in den unteren Gremien hatten weder die Möglichkeit, Kandidaten vorzuschlagen, noch sich selbst als Kandidat zur Wahl zu stellen.

Die Wahl war damit zwar möglich, aber stark eingeschränkt. Die Partei verlangte darüber hinaus von den unteren Gremien bedingungslose Parteitreue. Die Mitglieder mussten den Beschlüssen der Führungsebene zustimmen. Wer Widerstand leistete, wurde innerhalb der Regierung nicht geduldet.

SED – die alles bestimmende Partei der DDR | Bildquelle: newspixx vario images/Ulrich Baumgarten

Die Bürger in der DDR konnten die Politik des Staates kaum beeinflussen. Freie Wahlen gab es nicht. Jeder Wahlberechtigte erhielt einen Wahlzettel mit einer Liste, auf dem die Kandidaten der SED vorgestellt wurden. Wer einen Zettel unausgefüllt abgab, stimmte allen Kandidaten zu.

Es bestand zwar die Möglichkeit, Kandidaten auf der Liste zu streichen und damit abzulehnen. Davon machten aber die wenigsten Gebrauch. Jeder, der die Wahlkabine aufsuchte, um den Stimmzettel zu bearbeiten, machte sich verdächtig. Die SED übte so Druck auf die Wähler aus. In der Regel falteten die Menschen den Stimmzettel einfach und gaben ihn ab. Daher nannte man die Wahlen in der DDR auch "Falten gehen".

Die Köpfe der Partei

Erich Honecker und Walter Ulbricht zählten zu den bekanntesten Politikern in der DDR. Ulbricht war von 1950 bis 1971 Generalsekretär des Zentralkomitees der SED und damit mächtigster Mann im Staat. Sein Hauptanliegen war es, den Sozialismus in der DDR zu etablieren und zu festigen.

Als Anfang der 1960er-Jahre immer mehr Menschen das Land verließen und in den Westen gingen, musste Ulbricht etwas unternehmen, um die Menschen im Land zu halten.

Von ihm stammt zwar der Satz "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten". Der Mauerbau fiel dennoch in seine Amtszeit. 1971 musste Ulbricht zurücktreten, ihm fehlte die Unterstützung innerhalb der Regierung.

Die Spitze der SED: Walter Ulbricht und Erich Honecker (links) | Bildquelle: Picture alliance

Honecker löste Ulbricht ab. Er bemühte sich darum, die Beziehungen des Staates zum Rest Europas und den Vereinten Nationen zu verbessern. Auch das Verhältnis zur BRD besserte sich unter Honecker. An der Ideologie des Sozialismus hielt er aber fest.

Trotz vieler Reformen gelang Honecker nicht, aus der DDR einen Staat mit stabiler Wirtschaft zu machen. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wuchs. Anhaltende Massenproteste zwangen Honecker am 18. Oktober 1989 schließlich zum Rücktritt.

Die verstaatlichte Wirtschaft

In der freien Marktwirtschaft bestimmen Angebot und Nachfrage den Markt. In der DDR war das anders, hier regelte der Staat die Wirtschaft. Die SED verstaatlichte die Industrie- und Handelsunternehmen.

Agrarbetriebe wurden kollektiviert und zu Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) zusammengeschlossen. Die Staatliche Plankommission (SPK) erstellte Fünfjahrespläne. Die Kommission hielt darin fest, wie viele Güter gebraucht wurden, um die DDR-Bürger zu versorgen.

Erste LPG in der DDR gegründet (am 08.06.1952) WDR ZeitZeichen 08.06.2017 14:53 Min. Verfügbar bis 06.06.2097 WDR 5

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Die Parteiführung entschied anhand des Fünfjahresplanes, wie viele Rohstoffe die Unternehmen für die Produktion brauchten, wie viele Arbeiter sie beschäftigen sollten und wie hoch deren Lohn zu sein hatte. Auch der Preis des Endproduktes wurde vorgegeben.

Die Unternehmen mussten sich strikt an diesen Volkswirtschaftsplan halten. Das schränkte die Wirtschaft ein, sie war dadurch nur wenig flexibel. Änderte sich das Konsumverhalten der Bürger, konnte der Markt darauf nur langsam reagieren.

Billige Brötchen, teure Ananas

Viele Betriebe im Groß- und Einzelhandel sowie in der Gastronomie lagen in der Hand des Staates. Sie wurden von der Handelsorganisation (HO) oder der Konsumgenossenschaft betrieben. Der Staat subventionierte die Lebensmittel- und Bekleidungsindustrie und garantierte eine Grundversorgung zu Fixpreisen.

So kostete etwa ein Brötchen mehr als 40 Jahre lang fünf Pfennig. Nicht mehr, nicht weniger.

Produkte aus dem Westen und Importware wie Kaffee, Kakao und Bananen waren hingegen teurer als Grundnahrungsmittel und zudem seltener in den Geschäften zu haben. Läden wie "Delikat" oder "Exquisit" boten hochwertige Luxusartikel, Lebensmittel und Kleidung an. Doch die Preise dafür waren hoch. So bezahlten die Menschen für eine Dose Ananas mitunter 18 Mark, für ein Hemd 150 Mark.

In Intershops konnten die Bürger Westwaren kaufen, die in der DDR selten waren, darunter Schallplatten, Goldschmuck und Genussmittel. Zollgebühren fielen dafür nicht an, die Kunden bezahlten in D-Mark oder anderen Währungen Westeuropas.

Auf Luxusartikel wie Elektrogeräte und Autos mussten die Käufer oft mehrere Jahre warten. Die Wartezeit für einen Trabi etwa lag bei bis zu zwölf Jahren.

Trotz sorgfältiger Planung kam es immer wieder zu Versorgungsengpässen in der DDR.

Vor allem importierte Waren wie Südfrüchte, Kaffee und hochwertige Schokolade waren oft nur in geringen Mengen verfügbar. Die Menschen mussten sich dann schon früh am Morgen in lange Schlangen einreihen und warten, um sie einkaufen zu können.

Nicht selten waren die Waren ausverkauft, wenn die Kunden endlich an der Reihe waren. Viele kauften daher gleich auf Vorrat. Auch Lebensmittel wie Brot und Fleisch waren hie und da schon kurz nach Mittag aus.

Schlangestehen gehörte zum Alltag | Bildquelle: dpa

(Erstveröffentlichung 2013. Letzte Aktualisierung 25.08.2022)

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