Wenn einen "der Schlag trifft"
Ein Schlaganfall kommt plötzlich und unerwartet – wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Plötzlich fallen bestimmte Funktionen und Fähigkeiten des Gehirns aus. Das liegt daran, dass Regionen des Gehirns nicht mehr mit Blut versorgt werden und dadurch die betroffenen Hirnzellen absterben.
Ursache dafür sind unterschiedliche Krankheiten. So werden vier von fünf Schlaganfällen durch einen Hirninfarkt verursacht. Dabei kommt es – ähnlich wie beim Herzinfarkt – zu einem Verschluss einer Ader, durch die normalerweise Blut ins Gehirn fließt.
Ist der Blutfluss unterbrochen, weil zum Beispiel ein Blutpfropf oder Verkalkungen die Ader verschließen, dann wird die dahinterliegende Hirnregion nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Hirnzellen in diesem Bereich werden geschädigt und sterben ab. Und das innerhalb von nur wenigen Minuten, nachdem die Blutzufuhr unterbrochen wurde.
Die zweithäufigste Erkrankung, die zum Schlaganfall führt, ist die Hirnblutung. Dabei tritt Blut unter hohem Druck aus einer Ader aus und dringt in das benachbarte Hirngewebe ein. Ursache ist meist ein Bluthochdruck und ein plötzlicher Riss der Ader, die oft schon durch eine Arterienverkalkung vorgeschädigt ist.
Auch bei der Hirnblutung kommt es zu einer Mangeldurchblutung der dahinterliegenden Hirnregion, so dass die Zellen dort nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Zusätzlich wird das Hirngewebe gequetscht, weil das Hirn von Schädelknochen umgeben ist und das Gewebe deshalb keine Ausweichmöglichkeiten hat.
Hier hat ein Schlaganfall zu einer Massenblutung mit Einbruch in die Hirnkammern geführt
Ein Schlaganfall kann jeden treffen
Da dem Schlaganfall andere Erkrankungen zugrunde liegen, kann er grundsätzlich jeden treffen – vom Neugeborenen bis zum Greis. Er ist also keine reine Alterskrankheit. Die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu bekommen, steigt jedoch mit zunehmendem Lebensalter.
Deutschlandweit erleiden jedes Jahr rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall, etwa 200.000 von ihnen zum ersten Mal. Mindestens ein Viertel der Patienten stirbt innerhalb von einem Jahr an den Folgen ihres Schlaganfalls. Bei fast jedem zweiten Schlaganfall-Patienten bleibt eine körperliche Behinderungen zurück.
Häufige Symptome: Schwindel oder Kopfschmerz
Bei Schlaganfall schnell handeln: "Zeit ist Hirn"
Damit es nicht soweit kommt, ist schnelle Hilfe nötig. Jede Minute zählt und ist entscheidend für das Ausmaß der Schäden im Gehirn. "Zeit ist Hirn", sagen daher die Ärzte. Und deswegen ist jeder Schlaganfall grundsätzlich ein Notfall.
Das heißt auch, dass sofort der Notruf 112 zu wählen und der Rettungsdienst zu benachrichtigen ist. Dabei sollte man die Leitstelle auch unbedingt informieren, dass Verdacht auf einen Schlaganfall besteht.
Die Fahrt ins Krankenhaus ist unvermeidlich
Leider scheuen sich immer noch viele Menschen davor, den Rettungsdienst zu rufen, und hoffen, dass die Beschwerden von selbst wieder verschwinden. Eine trügerische Hoffnung – weil dadurch wertvolle Zeit verstreicht, was für die Patienten schlimme Folgen haben kann.
Behandelt wird ein Schlaganfall idealerweise in speziellen Einrichtungen wie etwa einer "Stroke Unit". Das ist eine Abteilung eines Krankenhauses, die auf die Versorgung von Schlaganfall-Patienten spezialisiert ist.
Nach einem Schlaganfall: Einschränkungen minimieren
Auf die Akutbehandlung im Krankenhaus sollte innerhalb von 14 Tagen die sogenannte Rehabilitation (Reha) folgen – also die Weiterbehandlung in einer entsprechenden Einrichtung. Das Ziel ist es, die körperlichen und geistigen Einschränkungen des Patienten zu reduzieren, indem zum Beispiel andere Hirnregionen lernen, die Funktionen der geschädigten Region zu übernehmen.
Sollten nach der Reha noch Einschränkungen bestehen, kann innerhalb von drei Monaten eine Intensivierte Rehabilitationsnachsorge (IRENA) eingeleitet werden.
Die Rehabilitation des Schlaganfall-Patienten kann manchmal auch ambulant durchgeführt werden, im besten Fall sogar direkt am Wohnort. Dadurch lässt sich oft die Lebensqualität des Patienten verbessern, weil er in seinem gewohnten Umfeld bleiben kann und nicht wochenlang in einer weit vom Wohnort entfernt liegenden Klinik ist. Diese Form der Reha ist bislang jedoch in Deutschland noch nicht in größerem Maße etabliert.
Therapien nach einem Schlaganfall
Planet Wissen. 30.07.2024. 05:10 Min.. UT. Verfügbar bis 18.09.2025. WDR.
Einen Schlaganfall erkennen
Da ein Schlaganfall ein medizinischer Notfall ist, ist es besonders wichtig, die Symptome eines solchen Anfalls schnell zu erkennen. Häufige und typische Beschwerden sind:
- Sehstörungen. Die Betroffenen sehen Doppelbilder oder übersehen auf der rechten oder linken Seite Menschen und Gegenstände.
- Sprach- und Sprachverständnisstörungen. Die Sprache kann abgehackt, undeutlich, verwaschen oder lallend sein.
- Lähmungen und Taubheitsgefühl auf einer Körperseite
- Schwindel mit Gangunsicherheit
- sehr starker Kopfschmerz, der mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sein kann
- Bewusstseinsverlust oder Verwirrtheit
Es kann allerdings auch sein, dass ein Schlaganfall-Patient keine der oben genannten Symptome hat, sondern ganz andere Beschwerden, die in Bezug auf einen Schlaganfall zunächst unspezifisch erscheinen. Daher sollte im Zweifel immer der Rettungsdienst benachrichtigt werden.
Dem Schlaganfall vorbeugen
Ein Schlaganfall lässt sich zwar nicht immer verhindern. Dennoch kann man das persönliche Risiko reduzieren, so dass Experten zufolge 70 Prozent der Schlaganfälle in Deutschland vermeidbar wären.
Typische Risikofaktoren sind:
- Bluthochdruck. Er zählt zu den Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall. Schätzungen zufolge leben in Deutschland 35 Millionen Menschen mit hohem Blutdruck. Nur jeder Zweite weiß davon.
- Bewegungsmangel. Viele Menschen sitzen zu viel und bewegen sich zu wenig. Sport und Bewegung hingegen halten fit.
- Übergewicht. Wer zu viel Gewicht auf die Waage bringt, erhöht das Schlaganfall-Risiko um das Zwei- bis Dreifache. Daher sollte die tägliche Kalorienaufnahme möglichst dem täglichen Kalorienverbrauch entsprechen.
- Fettstoffwechselstörung. Zu hohe Fettwerte im Blut können zu einer Verkalkung und damit zu einer Verengung der Blutgefäße führen.
- Nikotinkonsum. Der Rauch einer Zigarette enthält mehr als 250 schädliche Substanzen wie etwa Nikotin, Teer, Blei und Arsen. Das Risiko, einen Hirninfarkt zu bekommen, verdoppelt sich. Das Risiko einer Hirnblutung verdoppelt bis vervierfacht sich sogar.
- Vorhofflimmern des Herzens. Wenn der Herzschlag aus dem Takt gerät, erhöht sich das Schlaganfall-Risiko erheblich. Denn es können sich im rechten Herzvorhof Blutgerinnsel bilden, die mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen und dort Blutgefäße verstopfen.
- Diabetes mellitus. Die Zuckerkrankheit kann die Blutgefäße schädigen. Dadurch verdoppelt bis verdreifacht sich das Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen.
- Chronischer Stress. Er führt zur Dauererregung, erhöht Puls und Blutdruck sowie die Fett- und Zuckerwerte im Blut. Das Risiko der Arterienverkalkung steigt. Bei chronischem Stress sollte man dem Körper Ruhephasen und Entspannung gönnen.
- Alkoholkonsum. Ab einer Menge von 10 bis 12 Gramm pro Tag reinen Alkohols bei Frauen – das entspricht täglich 0,3 Liter Bier und 0,15 Liter Wein oder Sekt – und 20 bis 24 pro Tag Gramm reinen Alkohols bei Männern – das entspricht 0,5 Liter Bier oder 0,25 Wein oder Sekt – steigt das Risiko für einen Schlaganfall erheblich an.
Auf viele Menschen trifft nicht nur ein Risikofaktor zu, sondern gleich mehrere. Sind diese gleichzeitig vorhanden, können sie miteinander interagieren und das Risiko potenzieren. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu bekommen, erheblich an.
Ein gesunder Lebensstil kann dagegen das Risiko deutlich senken und einen Schlaganfall verhindern.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Planet Wissen. 19.02.2024. 01:36 Min.. UT. Verfügbar bis 18.09.2025. WDR.
(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 07.05.2021)
Quelle: WDR