Blut
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland immer noch Todesursache Nummer eins. Etwa die Hälfte aller Todesfälle in Deutschland geht auf eine Erkrankung des Herzens oder des Gefäßsystems zurück.
Von Katrin Ewert, Phoebe Rosenkranz
Winzige Ursache: Blutgerinnsel
Herzinfarkt und Schlaganfall haben vergleichbare Ursachen: Ein winziges Blutgerinnsel (Thrombus) verstopft eine Arterie und unterbindet damit den Transport von Sauerstoff und Nährstoffen zu den entsprechenden Geweben. Die Herzmuskel- beziehungsweise Nervenzellen sterben aufgrund dieser Unterversorgung ab und sind in ihrer Funktion eingeschränkt.
Ein Blutgerinnsel entsteht an der Innenwand der Blutgefäße. Es kann dort sofort zur Verstopfung führen oder sich lösen, um dann als wandernde Gefahr mit dem Blut durch den Körper zu strömen. Solch ein wanderndes Blutgerinnsel nennen Mediziner Embolus. Die mögliche Folge ist eine Embolie: der Verschluss eines Blutgefäßes.
Plötzlicher Schlag, lange Entstehungszeit
Das plötzliche Eintreten eines Infarktes täuscht häufig darüber hinweg, dass die Blutgefäße der meisten Betroffenen schon über eine lange Zeit durch eine chronische Herz-Kreislauf-Erkrankung geschädigt wurden, die man Atherosklerose (auch Arteriosklerose) nennt.
Gesunde Arterien haben glatte, elastische Innenwände und lassen das Blut ungehindert zu Herz, Gehirn, Armen, Beinen und allen anderen Regionen des Körpers fließen. Im Verlauf der Atherosklerose bilden sich nach und nach aus Cholesterin und anderen Fetten Ablagerungen (sogenannte Plaques) auf den Innenseiten der Arterien.
Manchmal verhärten sich diese Plaques zusätzlich durch die Einlagerung von Kalk. Man spricht daher umgangssprachlich auch von Arterienverkalkung. Mit der Zeit verengen sich die Arterien und werden weniger elastisch, was verschiedene gesundheitsschädigende Folgen haben kann.
Zum einen bleiben Blutgerinnsel, deren Bildung zusätzlich durch die scharfkantigen Kalkablagerungen begünstigt wird, eher in den verengten Blutgefäßen hängen und verstopfen diese. Zum anderen kann das Blut nicht mehr ungehindert fließen und muss daher mit erhöhtem Druck durch die Blutbahnen getrieben werden. Auch Bluthochdruck kann also eine Folge der Atherosklerose sein.
Bluthochdruck – eine schleichende Gefahr
Bluthochdruck (die Mediziner sprechen von Hypertonie) wird in den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation als Erhöhung des Blutdrucks auf mindestens 140/90 Millimeter Quecksilber (mm Hg) beschrieben.
Der vordere höhere Wert entspricht dem Druck, der entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht und das Blut in die Arterien pumpt (systolischer Wert). Beim anschließenden Erschlaffen des Herzens wird der niedrigere Wert (diastolischer Wert) gemessen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen des Bluthochdrucks: Die primäre (oder essentielle) Hypertonie und die sekundäre Hypertonie. Bei 90 Prozent der Betroffenen lässt sich keine direkte Ursache für den erhöhten Blutdruck feststellen. Sie erhalten die Diagnose primäre Hypertonie. Bei den übrigen zehn Prozent liegt eine sekundäre Hypertonie vor. Sie ist auf eine Grunderkrankung oder Medikamentengabe zurückzuführen.
Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck belastet das gesamte Gefäßsystem stark. Manchmal können die Gefäße dem hohen Druck nicht mehr standhalten und es entstehen Risse an den Innenwänden, was wiederum die Entstehung von Atherosklerose, sowie die Bildung von Blutgerinnseln fördert.
Teils alleine, teils in unheilvoller Allianz, erhöhen Bluthochdruck und Atherosklerose auf diese Weise die Gefahr, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Bluthochdruck ist dabei eine "stille Gefahr". Bis zum Infarkt leben viele Patienten jahrzehntelang beschwerdefrei.
Bluthochdruck kann viele Ursachen haben
Bluthochdruck: Ursachen und Gegenmaßnahmen
Bluthochdruck kann verschiedenen Ursachen haben. Man geht davon aus, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren verantwortlich ist. Vor allem übergewichtige Menschen sind von Bluthochdruck betroffen. Unter anderem, weil das erhöhte Blutvolumen im Körper den Druck auf das Blut steigen lässt. Insbesondere Bauchfettleibigkeit erhöht das Risiko.
Menschen, die unter anhaltendem Stress leiden, haben ebenfalls eine erhöhte Wahrscheinlichkeit zu erkranken, weil die ausgeschütteten Stresshormone bewirken, dass sich die Muskulatur der Blutgefäße zusammenzieht.
Alkohol- und Zigarettenkonsum wirken sich negativ auf den Blutdruck aus und auch der verstärkte Konsum von Kochsalz wird mit Bluthochdruck in Verbindung gebracht. Bei etwa einem Drittel der Hypertoniepatienten steigt der Blutdruck bei übermäßigem Kochsalzverbrauch zusätzlich an.
Aus den Ursachen ergeben sich die Gegenmaßnahmen: Mit einer fettarmen Ernährung, wenig Alkohol und Nikotin, regelmäßiger Bewegung und Stressvermeidung (zum Beispiel durch bewusste Erholungspausen) kann man den Blutdruck deutlich und nachhaltig senken.
Weniger Tote durch Herz-Kreislauf-Krankheiten
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind noch immer die Todesursache Nummer eins in Deutschland – und doch verlaufen sie nicht mehr so häufig tödlich wie noch vor einigen Jahrzehnten: Seit 1970 ist die Sterberate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland um mehr als 25 Prozent gesunken.
Ausschlaggebend sind womöglich eine frühere Diagnose und effektivere Behandlung des Bluthochdrucks, was zahlreiche Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindert, sowie eine verbesserte Intensivmedizin, die die Chance erhöht, einen Infarkt zu überleben.
Hinzu kommt, dass viele Menschen heutzutage gesundheitsbewusster leben, auf ihre Ernährung achten, weniger rauchen und sich ausreichend bewegen. Vorbeugung ist und bleibt die beste Medizin.
Gesunde Ernährung und Sport dienen der Vorbeugung
UNSERE QUELLEN
- Statistisches Bundesamt: Todesursachen (2019)
- Statistisches Bundesamt: Tabelle: Gestorbene: Deutschland, Jahre, Todesursachen, Geschlecht (2019)
- Robert-Koch-Institut: Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Internisten im Netz: Herz-Kreislauf-Erkrankungen (herausgegeben vom Berufsverband Deutscher Internisten)
- Amboss-Medizinlexikon: Arterielle Hypertonie. Amboss-Medizinlexikon (2021)
- Blutdruckdaten: Blutdruck und Salz
(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 07.05.2021)
Quelle: WDR