So gelingt der Tomatenanbau
Planet Wissen. 02.05.2024. 03:13 Min.. UT. Verfügbar bis 02.10.2028. SWR.
Tomaten
Tomaten im Eigenanbau
Vor dem Essen vollreif vom Strauch gepflückt: Die beste Tomate ist die aus dem eigenen Garten. Auch Anfänger können leicht erfolgreiche Tomatenbauern werden.
Von Amanda Mock
Viel Sonne und nicht zu nass
Tomaten sind robuster, als man denkt. Doch eines können sie nur schlecht vertragen: zu viel Regen. Denn das sind die Goldäpfel, die ursprünglich aus dem trockenen Andengebirge nach Europa kamen, nicht gewöhnt. Das Blattwerk muss möglichst trocken gehalten werden, um den Befall mit Krankheiten zu vermeiden.
Deswegen ist es wichtig, dass die Pflanzen regengeschützt oder leicht überdacht stehen. Es bietet sich daher an, die Tomaten in Kübeln (eine Pflanze pro Zehn-Liter-Eimer) an die Hauswand oder auf den Balkon zu stellen. Außerdem sollten sie im Bestfall täglich mindestens sechs Stunden Sonnenlicht abbekommen.
Tomaten selbst anbauen gelingt fast immer
Die Qual der Sortenwahl
In Gärtnereien können Tomaten schon als rund 20 Zentimeter hohe, vorgezogene Jungpflanzen gekauft werden. Wer aber die schier unglaubliche Vielfalt unterschiedlicher Tomatensorten richtig ausnutzen will, der sollte ganz vorne anfangen und selber aussäen.
Über verschiedene Vereine und zahlreiche Anbieter im Internet kann der Hobbygärtner an Tomatensamen von alten und sehr außergewöhnlichen Sorten kommen. Rosarote Wildtomate, Tigerella, Green Zebra und Co. unterscheiden sich in Form, Farbe und Geschmack und bringen Abwechslung auf den Balkon – und den Teller.
Die alten Sorten sind für den industriellen Anbau weniger geeignet, weil sich die Früchte nicht so gut lagern und transportieren lassen. Aber für den Eigenanbau eignen sie sich hervorragend, weil sie meist pflegeleichter und unempfindlicher gegen Krankheiten sind als hochgezüchtete Ertragssorten. Gartenanfängern wird als Einstieg die robuste Wildtomate empfohlen.
Tomaten sind widerstandsfähig und pflegeleicht
Vom Tomatensamen zur Jungpflanze
Wer sich für eine Sorte entschieden hat, für den geht es Ende März mit der Aussaat los. Die Samen werden gleichmäßig, mit etwa einem Zentimeter Abstand, in einer Saatgutschale mit Anzuchterde verteilt. Tomaten sind Dunkelkeimer, deswegen werden die Samen etwa einen halben Zentimeter hoch mit Erde bedeckt.
Anschließend wird (nicht zu stark!) gegossen und die Schale bei etwa 23 Grad Celsius aufgestellt. Nach spätestens 14 Tagen sollten die Keimlinge das Licht der Welt erblickt haben – sonst war das Saatgut nicht in Ordnung – und müssen pikiert, also vereinzelt werden. Das bedeutet: Die Keimlinge werden vorsichtig in eine neue Schale umgesetzt, sodass sie etwa einen Abstand von zehn Zentimetern zueinander haben.
Nach etwa fünf Wochen werden aus den kleinen Pflänzchen recht stattliche Jungpflanzen, die dann in einzelne Töpfe gepflanzt werden können. Vor den Eisheiligen (um den 20. Mai) sollte aber keine Pflanze das Haus verlassen, da noch die Gefahr von Frostschäden besteht.
Tomaten sind anfällig für Pilzerkrankungen
Auch wenn es meistens gut gemeint ist: Durch zu viel Gießen und Düngen können Tomatenpflanzen krank werden. Die von Hobbygärtnern gefürchtete Kraut- und Braunfäule wird von dem Pilz "Phytophtora infestans" hervorgerufen und zeichnet sich durch braune Stellen an Stängel, Blättern und Früchten aus.
Die Sporen des Erregers können sich besonders gut auf feuchten Blättern ansiedeln. Deswegen ist es wichtig, Tomaten an einem trockenen, gut durchlüfteten Ort aufzustellen. Außerdem ist es wichtig, die Pflanzen regelmäßig auszugeizen, also überflüssige Triebe aus den Blattachsen zu entfernen. Auch das verbessert die Durchlüftung der Pflanzen und sorgt für mehr Ertrag.
Bloß nicht zu viel gießen!
Samengewinnung aus der Lieblingstomate
Wer seine Schützlinge gut über den Sommer gebracht hat, kann sich auf den besten Teil freuen: ernten und natürlich essen. Ist die Lieblingstomatensorte gefunden, können auch gleich Samen für das nächste Jahr gewonnen werden. Dafür wird eine vollreife, für die Sorte typische Frucht über einem kleinen Sieb ausgequetscht, die Samenmasse mit Wasser versetzt und für ein paar Tage bei Zimmertemperatur aufgestellt.
Der resultierende Fermentierungsprozess baut die keimhemmende Schicht um die Samen herum ab. Die fermentierten Samen müssen dann auf Zeitungspapier getrocknet werden und sollten kühl, aber trocken überwintert werden (genauere Anleitungen und Alternativen sind zahlreich im Internet zu finden).
Damit es bei der Aussaat im nächsten Jahr keine böse Überraschung gibt, muss allerdings darauf geachtet werden, dass für die Samengewinnung sogenannte samenfeste Sorten und keine F1-Hybriden benutzt werden.
F1-Hybriden sind Pflanzen, die aus einer Kreuzung zweier Elternpflanzen hervorgegangen sind, die unterschiedlichen Zuchtlinien angehörten. Die Samen von F1-Hybriden spalten sich nach den Mendel’schen Regeln der Vererbungslehre auf, was bedeuten kann, dass aus ihnen Nachkommen mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften entstehen.
Quelle: SWR | Stand: 16.04.2021, 14:30 Uhr