Die Physik des Tauchgangs
Je tiefer ein Taucher taucht, umso höher wird der Wasserdruck. Alle zehn Meter nimmt er um 1 bar zu. Bei Gasen, also auch bei Luft, führt ein höherer Druck dazu, dass ihr Volumen abnimmt. Wenn der Druck wieder nachlässt, nimmt auch das Volumen des Gases wieder zu. Das nennt man das Boyle-Mariotte-Gesetz.
Wenn man zum Beispiel mit einem Luftballon unter Wasser in die Tiefe absinkt, zieht er sich immer weiter zusammen. Und umgekehrt. Wird er unter Wasser aufgeblasen, dehnt er sich beim Aufsteigen immer weiter aus.
Genauso reagiert die Lunge: Wenn man ohne Atemgerät taucht, wird die Lunge des Tauchers zusammengepresst, je tiefer er taucht. An der Wasseroberfläche herrscht ein Oberflächendruck von einem bar und bei einem Lungenvolumen von sechs Litern hat ein Taucher entsprechend sechs Liter Luft in der Lunge.
In zehn Metern Wassertiefe herrschen zwei bar. Das Lungenvolumen des Tauchers beträgt jetzt nur noch die Hälfte – also drei Liter, genau wie das Volumen der Luft. Beim Auftauchen dehnen sich Lunge und Luft wieder auf sechs Liter aus.
Mit Atemgeräten wird zwar das Lungenvolumen des Tauchers unter Wasser aufrecht erhalten, das Volumen der Luft ändert sich jedoch trotzdem. Beim Auftauchen dehnt sie sich aus. Wenn der Taucher also in zehn Metern Tiefe sechs Liter Luft einatmet, dann entsprechen diese einem Volumen von zwölf Litern an der Wasseroberfläche.
Atmet man also in etwa 20 Metern Tiefe Luft ein und steigt in Panik ohne Auszuatmen nach oben, wird die Lunge überdehnt. Beim Gerätetauchen lautet deshalb die wichtigste Regel, stets regelmäßig ein- und auszuatmen und keinesfalls beim Aufstieg die Luft anzuhalten.
Lungenüberdehnung
Ein falsches Verhalten beim Auftauchen hat gefährliche Konsequenzen. Wenn bei einer Lungenüberdehnung Luft in den Blutkreislauf gepresst wird, kann das zu Lähmungen und sogar zum Tod führen. Die Überdehnung macht sich durch Schmerzen direkt nach dem Auftauchen bemerkbar und muss sofort ärztlich behandelt werden.
Caissonkrankheit
Eine richtige Dekompression, also das langsame Verringern des Drucks während des Auftauchens, entscheidet über Leben und Tod. Während des Abtauchens nimmt der Körper Gase auf. Diese müssen beim Auftauchen wieder abgegeben werden.
Wenn der Taucher zu schnell an die Oberfläche zurückkehrt, kann es zur gefürchteten Caissonkrankheit (oder Dekompressionskrankheit) kommen. Durch zu schnelles Auftauchen entstehen in den Gefäßen Gasblasen aus gelöstem Stickstoff, die zu Gasembolien und Mangeldurchblutung führen.
Tiefenrausch
Beim Tauchen mit Pressluft (78 Prozent Stickstoff, 21 Prozent Sauerstoff, ein Prozent andere Gase) kann es in Tiefen ab etwa 40 Metern zum sogenannten Tiefenrausch kommen. Er wird durch die erhöhte Aufnahme von Stickstoff verursacht.
Die Symptome, einem Alkoholrausch vergleichbar, sind gestörtes Urteilsvermögen, eingeschränkte Koordinationsfähigkeit, Euphorie, unter Umständen aber auch Angst und Unwohlsein.
Riss des Trommelfells
Schon ab wenigen Metern kann es beim Abtauchen zu einem schmerzhaften Stechen oder Pfeifen im Ohr kommen. Ursache ist der Wasserdruck, der auf das Trommelfell drückt.
Normalerweise gleichen sich über Wasser der Innenohrdruck und der Außendruck aus. Wenn nun beim Abtauchen der Außendruck zunimmt, wird das Trommelfell nach innen gebogen. Im Innenohr entsteht Unterdruck. Schmerzen und Orientierungslosigkeit können die Folge sein. Im schlimmsten Fall reißt das Trommelfell sogar.
Verletzungen durch Boote
Eine häufige Ursache von Tauchverletzungen sind Boote und Jetskis. Taucher sollten daher eine Signalboje dabei haben, die man vor dem Auftauchen unter Wasser aufbläst. Während der Sicherheitsstopps bleibt genug Zeit, die Boje nach oben steigen zu lassen.
Giftige Meeresbewohner
"Nichts anfassen" lautet die erste Regel unter Wasser. Dennoch kommt es immer wieder zu Verletzungen durch giftige Fische. Berüchtigt sind unter anderem Feuerwürmer, Seeigel, Stechrochen und Skorpionfische.
Um die Tiere richtig identifizieren zu können, sollte jeder Taucher über ein Grundwissen der marinen Flora und Fauna verfügen.
Tauchtauglichkeit überprüfen
Generell gilt der Tauchsport als relativ sicher, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden. Um sich abzusichern, fordern viele Tauchschulen und Verbände eine Tauglichkeitsuntersuchung, bevor sie Schüler ins Wasser lassen.
Die Untersuchung der Tauchtauglichkeit sollte im Idealfall ein speziell ausgebildeter Taucharzt vornehmen. Die Tauchmedizin boomt, viele Arbeits- und Sportmediziner lassen sich in diesem Teilgebiet weiterbilden.
In Urlaubsländern werden Tauglichkeitsuntersuchungen oft direkt an den Tauchschulen angeboten. Die Qualität ist sehr unterschiedlich. In einigen Schulen reicht es, einen Fragebogen auszufüllen und mit einer Unterschrift zu bestätigen, dass man nach Selbsteinschätzung gesund ist.
Im Optimalfall umfasst die Untersuchung eine Überprüfung der Lungenfunktion, ein Ruhe- und Belastungs-EKG, Puls- und Blutdruckmessung sowie eine Kontrolle der Ohren, Nase und Nebenhöhlen.
Wichtig ist natürlich auch der mentale Zustand des angehenden Tauchers – Drogenkonsum oder Panikattacken sind mit der Belastung unter Wasser nicht vereinbar.
Prävention von Tauchunfällen
Wer nur gelegentlich im Urlaub Unterwasser-Sightseeing betreibt, ist besonders anfällig für Tauchunfälle – es fehlen Training und Erfahrung. Zu den häufigsten Tauchzwischenfällen gehören Dekompressionserkrankungen, die durch einen zu raschen Aufstieg ausgelöst werden.
Die Folgen reichen von Hautjucken ("Taucherflöhe") über Lungenfunktionsstörungen bis hin zu Schlaganfällen oder Querschnittslähmungen. Der Patient braucht dann eine Druckkammerbehandlung – die Gabe von Sauerstoff unter Überdruckbedingungen.
Doch in vielen Urlaubsgebieten gibt es vor Ort keine Infrastruktur zur Behandlung. Meist wird die fehlende Druckkammer durch die Verabreichung von Sauerstoff unter Normaldruck als alternative Sofortbehandlung ersetzt.
Wer mehrere Tauchgänge pro Tag über mehrere Tage absolviert, sorgt für eine Stickstoffanreicherung im Körper, die bei einem Rückflug zum Problem werden kann. Für die Entgasung aller Körpergewebe ist das Verhältnis von Tauchtiefe und der Zeit an Land entscheidend.
Um jedes Risiko auszuschließen, sollten zwischen dem letzten Tauchgang und dem Rückflug mindestens 24 Stunden liegen. Wer oft und tief unter Wasser war, sollte sogar 48 Stunden einplanen.
Denn im Flugzeug herrscht ein Kabinendruck von mindestens 0,75 bar – was in etwa einer Höhe von 2500 Metern über Normalnull entspricht. Durch diese zusätzliche Druckerniedrigung kann es andernfalls zu Dekompressionsbeschwerden kommen.