Die Gründung der Unbestechlichen
"Korruption ist ein Grundübel unserer Zeit. Sie zeigt ihr hässliches Gesicht allenthalben. Sie liegt an der Wurzel fast aller wichtigen Probleme – oder verhindert zumindest ihre Lösung – und wirkt besonders verheerend in den armen Regionen in der Welt, wo sie viele Millionen Menschen in Elend, Armut, Krankheit, gewalttätigen Konflikten und Ausbeutung gefangen hält."
Diese Worte stellt Peter Eigen an den Anfang seines Buches "Das Netz der Korruption", in dem er die Arbeit seiner Organsiation Transparency International beschreibt.
Der 1938 in Augsburg geborene Eigen gründete die Organisation. Wie groß der Schaden ist, den Bestechung anrichtet, weiß der ehemalige Direktor der Regionalmission der Weltbank für Ostafrika aus eigener Anschauung.
Als Vertreter der Weltbank musste Peter Eigen oft tatenlos zusehen, wie sich Regierungsvertreter afrikanischer und südamerikanischer Länder dringend benötigte Kredite für Aufbauprojekte in die eigene Tasche steckten.
Im Alter von 54 Jahren verließ Peter Eigen die Weltbank und trieb in neuer Vollzeitbeschäftigung die Gründung von Transparency International voran. Was 1993 als Ein-Zimmer-Büro mit Telefonanschluss begann, ist heute eine der erfolgreichsten Nichtregierungsorganisationen mit nationalen Abteilungen in mehr als 90 Ländern.
Aufklärung braucht Verbündete
Zeitgleich mit der Gründung der internationalen Dachorganisation wurde "Transparency Deutschland" gegründet. Die Organisation sieht es als ihre Pflicht, für alle Menschen verständlich über Korruption aufzuklären. Wichtigstes Ziel ist, das öffentliche Bewusstsein für die schädlichen Folgen der Korruption zu schärfen.
Korruption kann laut Transparency Deutschland nur wirksam und nachhaltig bekämpft werden, wenn Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten. Aufklärung in öffentlichen Veranstaltungen, Seminaren und Einzelgesprächen soll für diese Zusammenarbeit sorgen.
Wer Transparency beitritt, verpflichtet sich, aktiv gegen Korruption zu kämpfen. Das gilt auch für die korporativen Mitglieder. Konzerne wie Daimler, BASF, die Deutsche Bahn und viele andere Mitglieder haben sich verpflichtet, dass sie Korruption in jeder Form ablehnen und sie weder anwenden noch dulden.
Im Beirat von Transparency International engagieren sich viele prominente Menschen wie der frühere US-Präsident Jimmy Carter, im deutschen Beirat befinden sich Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft.
Transparency International arbeitet mit vielen nationalen und internationalen Organisationen zusammen, zum Beispiel mit der Europäischen Union, den Vereinten Nationen, der Weltbank und den Regionalen Entwicklungsbanken. Seit 1996 organisiert Transparency International die Internationale Antikorruptions-Konferenz (IACC).
Die Ziele
Statt Einzelfälle zu verfolgen, wollen die Mitglieder von Transparency International Koalitionen gegen Korruption bilden. Die deutsche Abteilung der Organisation
- hilft der deutschen Verwaltung und den Gerichten, Vereinbarungen zur Bekämpfung der internationalen Bestechung umzusetzen,
- zeigt, wie sich Banken vor Bestechung schützen können,
- beschäftigt sich mit Übersee-Banken, die von organisierten Verbrecherbanden wegen ihrer seicht formulierten Vorschriften gern zur Geldwäsche genutzt werden,
- berät die öffentliche Verwaltung in der Frage, wie sie Bestechung vorbeugen kann,
- entwickelt einen Unbestechlichkeits-Pakt bei der Vergabe öffentlicher Aufträge und Lizenzen (zum Beispiel für Telekommunikation) und bei Privatisierungen,
- fordert ein stärkeres Informationsrecht und Akteneinsicht gegenüber den Verwaltungen in Bund, Ländern und Kommunen,
- hilft Menschen, die Hinweise auf Korruption geben,
- will Bestechung im deutschen Gesundheitswesen abbauen,
- will das Thema Bestechung als festen Bestandteil von Forschung und Lehre an Universitäten und Fachhochschulen etablieren.
(Erstveröffentlichung: 2004. Letzte Aktualisierung: 10.07.2020)