Markt auf dem Marienplatz in München (Stich von 1642)

München

Geschichte der Stadt München

Aus einem kleinen Dorf an der Isar wurde eine bedeutende Handelsstadt, dann eine Residenzstadt und im 19. Jahrhundert eine Metropole. Heute hat München rund 1,5 Millionen Einwohner.

Von Nina von der Bey

1158: Von Mönchen zu München

Die heutige Metropole München taucht zum ersten Mal 1158 unter dem Namen "Munichen" in den Geschichtsbüchern auf – ein altes mittelhochdeutsches Wort für "Mönch". Denn die ältesten Gebäude des heutigen Münchens standen dort, wo seit dem 8. Jahrhundert Mönche aus dem Kloster Tegernsee lebten: auf dem Petersbergl, wo bis heute die älteste Pfarrkirche Münchens das Stadtbild prägt.

Die erste namentliche Nennung Münchens ist in einer Urkunde von Kaiser Friedrich Barbarossa zu finden. Anlass für die Namensgebung soll ein Streit zwischen Bischof Otto von Freising und Heinrich dem Löwen gewesen sein: Bei dem Streit geht es um eine Brücke, den Salz-Handel und die damit verbundenen Zolleinnahmen.

Heinrich der Löwe sitzt hoch zu Ross und blickt streng nach vorne. Er ist umgeben von Rittern. Links von ihm ist ein Hund abgebildet, auf der rechten Seite trägt eine Frau ein Kind. Im Hintergrund des Kunstdrucks ist eine Burg zu sehen. Von der Burgmauer blickt die aufgebrachte Menge Heinrich hinterher.

Heinrich der Löwe

Herzog Heinrich zerstört die gewinnbringende Handelsbrücke des Bischofs mit der Absicht, eine neue auf seinem Land zu bauen und sich so die Zolleinnahmen zu sichern.

Kaiser Barbarossa unterstützt Heinrichs Machenschaften und verleiht "Munichen" das Marktrecht. Das einstige Mönchsquartier wird zur Handelsstadt. 1175 lässt Heinrich der Löwe eine Stadtbefestigung bauen. Der Herzog wird später nach England verbannt, weil er dem Kaiser die Gefolgschaft verweigert. Der Bischof von Freising, der einstige Streitgegner, wird neuer Stadtherr.

1255: Amtssitz des Herzogs

Die beiden herzoglichen Brüder Heinrich und Ludwig teilen 1255 das Herzogtum Bayern untereinander auf. Neben dem Teilherzogtum Niederbayern wird das Teilherzogtum Oberbayern mit dem Hauptort München gegründet. Unter Herzog Ludwig II. ist München nun nicht mehr nur Bürgerstadt und Handelsplatz, sondern auch Amtssitz eines Landesherrn.

München ist nun eine Residenzstadt. Eine herzogliche Hauptstadt zieht mehr Menschen an. Bis 1315 verfünffacht sich die Einwohnerzahl Münchens, bis 1504 leben 13.500 Menschen in München. 1328 residiert sogar der Kaiser in München. Die florierende Stadt steigt von der herzoglichen zur kaiserlichen Residenz auf.

1632: Besetztes München

Während des Dreißigjährigen Krieges wird München 1632 von Schwedenkönig Gustav Adolf und seinem Gefolge besetzt. Allerdings ist der schwedische Herrscher so beeindruckt von der Residenzstadt, dass er von größeren Verwüstungen absieht. Doch das hat seinen Preis: Für sein Entgegenkommen verlangt er 300.000 Reichstaler.

Stadt und Bürger sammeln, was nur möglich ist. Aber es ist nicht genug. Es fehlen mehr als zwei Drittel der geforderten Summe. Die Schweden nehmen 42 bayerische Geiseln und eine Menge kostbares Salz mit. Danach ist München finanziell ruiniert.

Rund 70 Jahre später muss München eine weitere Besatzung erdulden. Diesmal greifen die österreichischen Habsburger nach der bayerischen Stadt.

Im Spanischen Erbfolgekrieg verbündet sich Kurfürst Max Emanuel mit dem französischen General de Villars. Damit bezieht er Stellung gegen die Österreicher. 1704 müssen die französisch-bayerischen Truppen ganz Bayern räumen, womit München an die Habsburger fällt.

Die Besatzung hat erst mit dem Friedenskongress zu Baden 1714 ein Ende. 1742 sind es erneut die Österreicher, die München für sich beanspruchen. Der Grund für die erneute Stadtbesatzung ist noch immer der Erbfolgekrieg. 6000 Besatzungssoldaten machen es für jeden Münchener unübersehbar, dass ein anderes Regime herrscht.

1634: Die Pest in München

Die Pest findet ihren Weg nach München. Eine Epidemie breitet sich in der bayerischen Hauptstadt aus. Zwischen 1634 und 1636 stirbt jeder dritte Münchener an der Seuche. Von ihrem üblen Ruf als "Pest-Stadt" wird München erst in den 1860er-Jahren befreit, als man eine Frischwasserversorgung aus dem Gebirge schafft.

19. Jahrhundert: Treffpunkt der Künstler

Im Jahr 1810 heirateten König Ludwig I. von Bayern und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Das wurde mit einem Pferderennen gefeiert, aus dem sich in den folgenden Jahren das berühmte Münchner Oktoberfest entwickelte. Etwa um die gleiche Zeit entstanden auch die ersten Biergärten in der Stadt.

Zum Mekka der Künstler entwickelt sich die bayerische Metropole Mitte des 19. Jahrhunderts. Ludwig I. will aus der Residenzstadt ein baumeisterliches Juwel machen. Er liebt die italienische Baukunst und ist seit seiner Italienreise fasziniert von der Antike. Nach ihrem Vorbild lässt er die Ludwigstraße und den Königsplatz gestalten.

Das Bild des Königsplatzes wird von den sogenannten Propyläen, einem Torbau, bestimmt. In der Mitte ist ein griechisches Tor zu sehen, das rechts und links von zwei Türmen eingerahmt ist. Im Vordergrund sind Passanten, eine Wiese und eine Kutsche dargestellt.

Unter Ludwig I. geschaffener Königsplatz

An künstlerischer Inspiration fehlt es auch unter der Herrschaft von Prinzregent Luitpold ab 1889 nicht: Architektur, Malerei, Kunsthandwerk, Literatur und Theater sprengen alte Regeln und erfreuen sich großer Beliebtheit.

Thomas Mann arbeitet für die satirische Zeitschrift "Simplicissimus". Der Naturalist Henrik Ibsen schreibt in München sechs seiner Dramen. Die Expressionisten Kandinsky, Kubin, Klee, Marc, Jawlensky setzen mit der Künstlergruppe "Blauer Reiter" neue Maßstäbe. Ihre erste Ausstellung 1911 ist ein Meilenstein der modernen Kunst.

1918: Revolution und Flucht des Königs

Der Erste Weltkrieg belastet auch München. Die Bürger haben nicht mehr genug zu essen und sehnen sich nach Frieden. Rufe nach einer neuen Regierung werden laut.

Die Revolution von 1918 setzt der bayerischen Monarchie und somit auch der Amtszeit Ludwigs III. ein Ende. Der König flieht. Der Sozialdemokrat Kurt Eisner ruft den Freien Volksstaat Bayern aus.

1919: Hauptstadt der Nazi-Bewegung

München ist Gründungsort der NSDAP, der "Nationalsozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands" unter Führung von Adolf Hitler. Am 9. November 1923 versucht er die Regierung zu stürzen – vergeblich: Der Hitlerputsch, der im Bürgerbraukeller begonnen hatte, wird vor der Feldherrnhalle von der bayerischen Landespolizei gestoppt. Hitler kommt ins Gefängnis.

Das Foto zeigt eine Menschenmenge vor einer Bühne, auf der eine Kundgebung stattfindet. Sämtliche Zuschauer halten ihren rechten Arm zum Hitlergruß gehoben. Einige Fahnen mit dem für die Nationalsozialisten typischen Hakenkreuz sind zu sehen.

Hitler feiert vor der Feldherrnhalle den 10. Jahrestag des Hitlerputsches

1933 beginnt die Diktatur der Nazis. Hitler erklärt München zur "Hauptstadt der Bewegung" und lässt groß angelegte Bauten errichten. Im gleichen Jahr richten die Nazis in der Nähe von München das Konzentrationslager Dachau ein.

1945: München nach dem Zweiten Weltkrieg

Bei den Novemberpogromen der Nazis werden 1938 auch die Münchener Synagogen zerstört. Ab 1942 verwandelt der Zweite Weltkrieg die Stadt in eine Steinwüste. Nach Kriegsende liegt fast die Hälfte der Münchner Gebäude in Trümmern.

Als 1945 amerikanische Truppen in München einmarschieren, hat München eine halbe Million Einwohner weniger. Wie im übrigen Deutschland erholt man sich nach und nach von den Folgen des Krieges. Zwölf Jahre später, nach dem Wiederaufbau, überschreitet die Einwohnerzahl der Isar-Metropole wieder die Millionengrenze.

München nach Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg. Häuser und Kirchen sind stark beschädigt. Dächer, Wände und Fenster fehlen.

München am Ende des Zweiten Weltkrieges

1972: Blutbad bei den Olympischen Spielen

In den 1960er-Jahren ist das neue Olympiastadion für München in Planung. Deshalb bringt der Politiker Georg Brauchle den Gedanken ins Spiel, dass München zur Olympia-Stadt werden könnte. Zunächst ist es mehr ein Traum als ein Plan. Doch dann schlägt der Präsident des Olympischen Komitees vor, München solle sich für die Olympischen Spiele 1972 bewerben.

Dem steht man in Bayerns Hauptstadt zunächst skeptisch gegenüber. Die Nationalsozialisten hatten die Spiele 1936 für ihre Propagandazwecke missbraucht. Und wie sieht es mit dem Osten Deutschlands aus – soll auch die Deutsche Demokratische Republik (DDR) teilnehmen? Ist es zu schaffen, das geplante U-Bahn- und S-Bahn-Netz fünf Jahre früher als geplant fertigzustellen?

Bei der Entscheidung 1966 sticht München seine Mitbewerber Madrid, Montreal und Detroit aus. Schnell werden zahlreiche Sportanlagen gebaut. Am 26. August 1972 werden die 20. Olympischen Spiele von Oberbürgermeister Georg Kronawitter eröffnet. Man hofft auf fröhliche Spiele, die ein Signal für Frieden und Völkerverständigung setzen.

Auf dem Foto ist das Münchener Olympiastadion aus der Vogelperspektive abgebildet. Die Glasdächer über den Zuschauertribünen glänzen in der Sonne. Die Menschen sind nur als Punkte zu erkennen. Im Hintergrund sieht man die Innenstadt Münchens.

Hier wird Deutschland 1974 Fußball-Weltmeister

Der Anschlag einer arabischen Terrorgruppe macht die Idee der "heiteren Spiele" zunichte. Das Attentat gilt der israelischen Mannschaft. Die Geiselbefreiung am Flughafen Fürstenfeldbruck kostet 15 Menschen das Leben. Darunter sind neun Geiseln und ein Polizist.

Statt als Ort der fröhlichen Spiele geht München als tragischer Schauplatz eines politischen Konflikts in die Geschichtsbücher ein. Das einstige olympische Dorf dagegen ist heute ein eigener Stadtteil.

2005: Fußball-Arena

Ein neues architektonisches Glanzstück wird 2005 eröffnet – eine neue Fußball-Arena. Sie dient als Stadion für den FC Bayern und den TSV 1860 München. Das neue Stadion bietet Platz für 71.000 Fußballfans. Der Bau alleine hat 280 Millionen Euro gekostet, 340 Millionen mit der dazugehörigen Ausstattung.

Kosten und Mühen haben sich gelohnt: Mit ihrer transparenten Fassade ist die Arena eine beeindruckende Erscheinung. Rund 2900 rautenförmige Luftkissen prägen das äußere Erscheinungsbild. Um das neue Stadion an das Münchener Verkehrsnetz anzubinden, wurden sogar zwei neue Autobahnanschlüsse gebaut.

Die ovale Arena in der Abenddämmerung. Die rautenförmigen Luftkissen sind rot beleuchtet, so dass das ganze Stadion von außen betrachtet wie eine rote Kuppel aussieht.

Die Allianz-Arena

(Erstveröffentlichung: 2007. Letzte Aktualisierung: 26.08.2020)

Quelle: WDR

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