Ungarische und europäische Geschichte
Wenn Ungarn seine Grenzen öffnet oder schließt, macht sich das auch in Deutschland bemerkbar. So war es 1989 beim "Paneuropäischen Picknick" an der Grenze zu Österreich, und so war es auch 2015, als die Regierung Orbán die Grenzen für Flüchtlinge schloss.
Ungarns Geschichte ist seit 1100 Jahren untrennbar verbunden mit der Geschichte der deutschsprachigen Länder Europas. Denn wenn das Land von Feinden überrannt und zerstört wurde, kamen die meist aus dem Osten. Und um Ungarn wieder aufzubauen, rief es Siedler aus dem Westen zu sich, oft auch aus Deutschland.
Allein im 18. Jahrhundert wanderte fast eine Million Deutsche nach Ungarn ein. Deutsche Bauern und Handwerker ins Land zu holen, hatte in Ungarn damals schon eine jahrhundertlange Tradition.
Beliebt bei deutschen Investoren
An diese knüpfte nach dem Ende des Kommunismus die deutsche Wirtschaft schnell an: Schon 1995 überstiegen die Investitionen deutscher Unternehmen in Ungarn erstmals die Marke von einer Milliarde Euro.
Autohersteller, Maschinenbauer, Lebensmittelproduzenten, Medienkonzerne: Alle versprechen sich gute Geschäfte von dem Land, dessen Menschen von niedrigeren Löhnen leben können als die Deutschen.
Viktor Orbán
2018 wählten die Ungarn mit großer Mehrheit Viktor Orbán wieder – einen Politiker, der sein Land zunehmend autoritärer regiert, Medien- und Wissenschaftsfreiheit einschränkt und gegen die Europäische Union (EU) polemisiert, während er ihre Fördergelder einstreicht.
Doch er hat auch Erfolge vorzuweisen, etwa in der Wirtschaftspolitik. Die Arbeitslosigkeit sinkt in Ungarn, denn internationale Investoren schaffen, angelockt von Niedrigsteuern, Arbeitsplätze. Trotzdem gibt es genug Ungarn, die ihn nicht gewählt haben und die mit seiner Politik nicht einverstanden sind.
Budapest als "Paris des Ostens"
"Paris des Ostens" wird Budapest manchmal genannt. 1873 aus den Teilstädten Buda und Pest fusioniert, war Buda vorher schon Hauptstadt und gehörte zu den ersten Städten nördlich der Alpen, in der Gebäude im Stil der Renaissance entstanden.
Aus vielen unterschiedlichen Epochen stammen auch Budapests Bäder: aus der Zeit der türkischen Besetzung (1541-1686) ebenso wie aus der Zeit des Jugendstils.
Ungarns Natur
Jenseits von Budapest lädt Ungarn gerade deutschsprachige Besucher zur historischen Spurensuche ein: Pécs (Fünfkirchen) ist eine der ältesten Städte Ungarns und das Zentrum der Donauschwaben.
Die brachen im 18. Jahrhundert oft von Ulm aus mit einfachen, nur für eine einmalige Fahrt gedachten Booten auf, den sogenannten "Ulmer Schachteln". Am Ziel angekommen, bauten sie sich aus dem Holz der Boote beispielsweise Häuser oder verfeuerten es, sobald es trocken genug war.
Auch Naturliebhabern hat Ungarn einiges zu bieten: In den Sumpfwäldern im Donau-Überschwemmungsgebiet lassen sich mit etwas Glück Adler und Goldschakale beobachten, und die Steppenlandschaften der Puszta werden im Herbst Rastplatz für hunderttausende Kraniche auf dem Weg nach Süden.