Knochenbau

Osteoporose vorbeugen

Osteoporose ist tückisch, denn es gibt keine Symptome, die diese Krankheit frühzeitig verraten. Man spürt nicht, dass der Knochen dünn wird. Eine bestehende Osteoporose wird in der Regel erst dann entdeckt, wenn Brüche auftreten.

Von Andrea Wengel

Erhöhtes Risiko im Alter

Knochenbrüche sollten immer ein Alarmzeichen sein, besonders wenn sie bei verhältnismäßig geringer Belastung auftreten. Es gibt unterschiedliche Risikofaktoren für Osteoporose. Manche können wir aktiv beeinflussen, die anderen nicht. Zu letzteren gehört vor allem das Alter.

Gefährdet sind vor allem Menschen in der zweiten Lebenshälfte, besonders Frauen nach den Wechseljahren. Lange Zeit hielt man Osteoporose daher für eine Frauenkrankheit, eine typische Begleiterscheinung der Wechseljahre, da sich in dieser Zeit ein natürlicher Östrogenmangel einstellt.

Aber Osteoporose trifft auch Männer, nur setzt der Knochenschwund hier etwa 10 Jahre später ein. Denn auch der Mann leidet im fortgeschrittenen Alter unter Hormonverlust, vor allem bei Testosteron.

Zudem sind sehr schlanke ältere Leute eher gefährdet, weil die Knochendichte bei ihnen geringer ist.

Beeinflussbare Faktoren, die das Osteoporoserisiko steigern, haben mit dem Lebensstil zu tun. Bewegungsmangel, Rauchen und ungesunde Ernährung gehören dazu, aber auch langfristige Einnahme von Medikamenten wie zum Beispiel Cortison können sich ungünstig auswirken.

Zudem sollte man im Alter unnötige Stolperfallen im Haus vermeiden.

Bewegung

Die wichtigsten Bausteine in der Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose sind Bewegung und die richtige Ernährung.

Generell ist jede Bewegung gut. Besonders zu empfehlen sind Sportarten, bei denen der gesamte Körper, die ganze Muskelmasse gefordert wird.

Dazu eignet sich zum Beispiel Krafttraining in einem Sportstudio, weil sich hier einzelne Muskeln gezielt trainieren lassen. Für ältere Leute gibt es auch viele einfache Übungen, die zu Hause gemacht werden können.

Die Muskelarbeit beeinflusst positiv den Knochen. Durch Druck und Zug der Muskulatur werden die Zellen im Knochengewebe (Osteoblasten) stimuliert, vermehrt Knochenmasse aufzubauen.

Ein idealer Sport – vorausgesetzt, man ist noch fit genug – ist Basketball, weil man durch die häufigen Sprünge immer wieder auch gegen die Schwerkraft arbeitet und so das Muskel-Knochen-System permanent fordert.

Basketball hält fit | Bildquelle: dpa

Aber es geht auch ruhiger, zum Beispiel mit Nordic Walking. Volleyball und Tennis fördern ebenfalls den Knochenaufbau.

Ein weiterer wichtiger Aspekt neben der Sportart ist der Grad der Belastung. Man sollte sich nicht zu intensiv belasten. Die Knochen danken Ihnen schon 10 bis 15 Minuten Belastung pro Tag und das kann man auch noch in höherem Alter leisten.

Zuviel Ehrgeiz schadet ebenfalls. Sie sollten sich in Abhängigkeit vom Alter nur soviel zumuten, wie sie ohne größere Anstrengung schaffen. Zur Kräftigung der Muskulatur eignen sich schon regelmäßiges Treppensteigen oder leichte Übungen mit einem Thera-Band.

Das Schwimmen dagegen dient der Vorbeugung weniger – es fehlt die Arbeit gegen die Schwerkraft, und die ist auch notwendig, um den Knochen zu trainieren. Die Bewegung im Wasser eignet sich aber sehr gut für Osteoporosepatienten, die unter Schmerzen leiden. Bei älteren Menschen ist es zudem wichtig, mit Koordinations- und Balanceübungen die Sturzgefahr zu mindern.

Übungen als Vorbeuge gegen Osteoporose

Mit dem Gesundheitsball:

  • Auf den Ball setzen und den Körper ausbalancieren. Im Wechsel den einen, dann den anderen Fuß von Boden abheben und jedesmal neu ausbalancieren.

Mit dem Thera-Band, stehend:

  • Ein Thera-Band mit dem einen Ende in der Tür einklemmen. Dann das Band mit dem gestreckten Armen seitlich am Körper vorbei nach hinten ziehen. Diese Übung auch mit dem anderen Arm wiederholen beziehungsweise mit beiden Armen gleichzeitig durchführen.
  • Alternativ kann diese Übung auch zur Stärkung der Beinmuskulatur wiederholt werden. Dazu das Band weiter unten in der Tür fixieren und mit dem gestreckten Bein – Gesicht zur Tür – das Band nach hinten ziehen. Übung mit dem anderen Bein wiederholen.
  • Im Stehen das eine Ende des Thera-Bandes unter den rechten Fuß klemmen. Das andere Ende des Thera-Bandes in die linke Hand nehmen. Jetzt mit dem linken Fuß einen Ausfallschritt zur Seite machen und dabei den linken Arm nach links oben strecken und wieder zurückführen. Diese Übung anschließend wiederholen, indem das Band unter dem linken Fuß und gleichzeitig in der rechten Hand gehalten wird.

Mit dem Thera-Band, sitzend:

  • Mit dem Thera-Band beide Arme nach oben über den Kopf strecken, dabei das Band spannen. Das gespannte Band hinter den Kopf ziehen, danach die Arme wieder oben über den Kopf strecken. Alternativ zum Thera-Band kann bei dieser Übung auch ein Handtuch genommen werden.
  • Mit dem Thera-Band oder einem Handtuch beide Arme gestreckt vor den Oberkörper halten. Die Arme zur Brust ziehen. Band beziehungsweise Handtuch dabei gespannt halten.
  • Kleine Hanteln in die Hand nehmen, die Arme nach vorne vor den Körper strecken, Handrücken nach oben. Jetzt die Hände mit den Hanteln zum Körper bewegen und wieder strecken (Handcurl). Die gleiche Übung kann wiederholt werden, indem der Handrücken nach unten zeigt.
  • Thera-Band mit einem Ende am Stuhlbein, mit anderem Ende am Bein befestigen. Das Bein nach vorne ziehen. Diese Übung mit dem anderen Bein wiederholen.
  • An den Beinen befestigtes Thera-Band im Sitzen mit beiden Beinen auseinanderziehen.

Übung an der Wand:

  • Mit dem Rücken an die Wand lehnen, die Knie in den rechten Winkel beugen. Jetzt die Arme nach vorne strecken und auf und ab paddeln.

Übungen für das Gleichgewicht:

  • Einbeinstand: Ein Bein vom Boden abheben und fünf Sekunden das Gleichgewicht halten. Die Übung mit dem anderen Bein wiederholen. Sicherheitshalber sollte es bei dieser Übung möglich sein, sich zum Beispiel am Türrahmen, an einem Schrank oder an einem Übungspartner festhalten zu können.
  • Tandemstand: Hierbei werden die Füße auf einer gedachten Linie voreinander gestellt – die Position sollte zehn Sekunden gehalten werden.
  • Tandemgang: Die Füße werden wie beim Tandemstand direkt voreinander gesetzt – auf diese Weise einige Meter laufen.

Ernährung

Osteoporose ist keine ernährungsbedingte Krankheit, aber sie lässt sich durch Ernährung beeinflussen. Für die Entwicklung und den Erhalt der Knochen spielt vor allem Kalzium eine wichtige Rolle. Der Körper braucht es zum Beispiel für die Blutgerinnung oder die Muskelarbeit.

Fehlt dem Körper Kalzium durch die Nahrung, gleicht der Körper diesen Mangel aus, indem er es sich aus den Knochen holt. Unsere Knochen sind der wichtigste Kalzium-Speicher im Körper.

Kalzium ist zum Beispiel in Milch und Milchprodukten erhalten. Doch sollte man bei den Milchprodukten darauf achten, dass zuviel des Guten auch den Körper übersäuern kann. Dadurch braucht er dann wiederum Kalzium zum Puffern – und das holt er sich im Notfall wieder aus dem Knochen.

Bestimmte Käsesorten, besonders Hartkäse, enthalten ebenfalls Kalzium. Kalziumreiches Mineralwasser, zwei bis drei Liter am Tag, ist ideal. Ausreichend Gemüse sollte auch auf dem Speiseplan stehen, vor allem Grünkohl, Brokkoli, Fenchel und Lauch.

Ein weiterer wichtiger Baustein für die Prophylaxe ist Vitamin D. Es ist ebenfalls für den Knochenstoffwechsel wichtig, indem es die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm und dessen Einbau in den Knochen unterstützt. Ein Mangel führt zudem zur Beeinträchtigung der Muskelfunktion und erhöht somit das Risiko von Stürzen.

Der Körper kann Vitamin D mit Hilfe von UV-Strahlen auch selbst bilden, weshalb vor allem ältere Menschen mindestens eine halbe Stunde täglich im Freien verbringen sollten.

In Lebensmitteln ist Vitamin D in grünem Gemüse, in Eigelb und fetten Fischen wie Lachs und Makrele zu finden. Ein guter Vitamin-D-Lieferant, allerdings geschmacklich nicht gerade ein Genuss, ist Lebertran.

Fasten und Diäten haben negative Auswirkungen auf den Knochen, weil durch den Verbrauch von Fettreserven Azeton und Ketone frei werden. Sie führen zur Übersäuerung, die der Körper wieder mit Kalzium puffern muss.

Alkohol ist in großen Mengen ebenfalls schädlich. Zusätzlich zu den organischen Schäden, die er verursacht, führt er zu einer verstärkten Kalziumausscheidung über die Nieren und beeinflusst den Kalziumstoffwechsel insgesamt negativ.

Rauchen nimmt der Knochen ganz übel. Dem blauen Dunst wird nachgesagt, dass er das Osteoporoserisiko verdoppelt.

Cola ist trotz des hohen Phosphatgehalts nicht so schädlich, wie immer vermutet wird. Einen Phosphatüberschuss sollte man zwar möglichst vermeiden, weil sonst die Kalziumaufnahme aus dem Darm behindert wird. Aber Phosphat ist neben Kalzium auch der wichtigste Baustein des Knochens.

Milchprodukte enthalten schließlich auch Phosphat, aber in ausreichendem Maße auch Kalzium. Dagegen ist in Fertigprodukten und Wurstwaren oft zuviel Phosphat.

Kalzium spielt eine wichtige Rolle | Bildquelle: WDR / mauritius images

Knochendichtemessung

Wer ein Osteoporoserisiko hat, sollte in regelmäßigen Abständen seine Knochendichte messen lassen. Dazu gibt es verschiedene Messmethoden. Eine bevorzugte und auch sehr genaue Methode ist die "Dual X-Ray Absorptiometrie" (DXA). Das DXA-Gerät sendet Röntgenstrahlen durch den Körper, wodurch sich die Kalksalzdichte des Knochens bestimmen lässt.

Bei der Ultraschall-Messung wird meist an der Ferse, aber auch an anderen Körperstellen Schall durchs Gewebe geschickt. So ergeben sich Anhaltspunkte, wie brüchig oder wie stabil der Knochen ist.

Diese Art der Kontrolle reicht aber nicht unbedingt aus. Es ist unklar, ob sich daraus vernünftige Rückschlüsse auf die Architektur des Knochens ziehen lassen.

Eine weitere Methode ist die Computertomographie, mit der sich einzelne Teile des Wirbels ausmessen lassen. Allerdings ist die Strahlenbelastung sehr viel höher als bei der DXA-Messung und die Interpretation der Messwerte ist schwieriger.

Ultraschall zeigt, wie dicht der Knochen ist | Bildquelle: mauritius images/Phototake