Die Ureinwohner der Rocky Mountains
In den Rocky Mountains liegen die Wurzeln der Inuit und zahlreicher anderer indigener Völker Nordamerikas. Eng verbunden mit der Natur lebten in der rauen Bergwelt unzählige Stammesgruppen wie die Arapaho, Bannock, Blackfoot, Cayuse, Flathead, Shoshonen und Ute-Indianer.
Lange bevor die Weißen die Rocky Mountains entdeckten, durchzogen die Indianerstämme das unzugängliche Gebiet auf der Suche nach Weidegründen und Nahrung.
Die Bannock, die zur uto-aztekischen Sprachfamilie zählen, lebten in Zelten (Tipis) auf den rauen Hochebenen der amerikanischen Rockies. Im Sommer ernährten sie sich vom Lachsfang, von der Jagd auf Großwild und von Beeren.
Im Herbst zog der Stamm in die tiefer gelegenen Regionen wie das Yellowstone-Gebiet und die Prärien von Montana. Dort konnten sie den eisigen Wintern mit Hilfe der Büffeljagd trotzen.
Doch als die Bannock 1867 von der US-Armee geschlagen wurden, mussten sie in das Reservat Fort Hall im heutigen US-Bundesstaat Idaho umsiedeln. Ein Schicksal, das fast alle in den Rocky Mountains lebenden Indianerstämme in der Mitte des 19. Jahrhunderts teilten.
Die junge, nach Westen expandierende Nation Amerika nahm die Gebiete der Indigenen in Besitz und pferchte die Menschen in rund 300 Reservaten zusammen. Das war auch das Schicksal der Blackfoot.
Einst hatten sie im Nordwesten der Prärien östlich der Rocky Mountains in der kanadischen Provinz Alberta gesiedelt. Sie lebten vor allem von der Pferdezucht und von der Jagd auf Bisons.
Noch heute kann man die steile Felskante bewundern, über die sie die Bisonherden schon vor mehr als 6000 Jahren in den Tod trieben. Dieser Abgrund, der "Head-Smashed-In Buffalo Jump", gehört seit 1981 zum Unesco-Welterbe. Mit diesem Titel werden Kultur- und Naturdenkmäler ausgezeichnet, die einen großen Wert für die Menschheit haben und besonders erhaltenswert sind.
Trapper und Handelskompanien
Der erste Weiße, der sich in die Rocky Mountains vorwagte, war der Spanier Francisco Vásquez de Coronado. Er entdeckte um 1540 die Ausläufer der südlichen Rockies in den heutigen US-Bundesstaaten New Mexico und Arizona.
Für lange Zeit blieb er der einzige europäische Pionier – zu unwegsam waren die Gipfel und Täler der rund 4500 Kilometer langen Gebirgskette.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts zog es die ersten französischen Trapper und "Mountain Men" auf der Jagd nach Pelzen in die unberührte Wildnis des heutigen Kanadas. Bald hatte sich der Pelzreichtum dort herumgesprochen. In Europa waren Biberfelle und andere Luxuspelze sehr begehrt.
Aus diesem Grund gründete das damals britisch beherrschte Kanada schon bald die legendäre "Hudson’s Bay Company", die später mit der "North West Company" vereint wurde. Dem Direktor dieser Pelzhandelsgesellschaft, dem Schotten Alexander MacKenzie, gelang 1793 die erste Überquerung der Rockies.
Die Amerikaner William Clark und Meriwether Lewis folgten knapp zehn Jahre später. Nach dem Landkauf von Louisiana im Jahr 1803 begann sich das junge Amerika langsam auch für den Westen seines Landes zu interessieren.
Lewis und Clark wurden mit einer wissenschaftlichen Expedition über die Rocky Mountains bis zur Pazifikküste beauftragt. Sie benötigten für ihre Reise mehr als zwei Jahre.
Über den "Oregon Trail" in den Westen der USA
Nach der Verkündung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 1776 verdoppelte sich das Territorium der USA. Der französische Herrscher Napoleon verkaufte 1803 das Gebiet zwischen dem Mississippi und den Rocky Mountains für nur 22,5 Millionen Dollar an die aufstrebende amerikanische Nation. Viele Amerikaner suchten im Westen eine neue Heimat – schließlich eröffnete sich hier die Chance auf kostenloses Land.
Ihr Weg führte die Landsuchenden über den sogenannten "Oregon Trail". Der erste organisierte Siedlertreck erreichte Oregon 1843. Mehr als 3500 Kilometer mussten die Siedler mit ihren Planwagen und Viehherden durch den Wilden Westen der USA zurücklegen.
Der Weg führte durch endlose Steppen, Wüsten und durch die unwegsamen Rocky Mountains. Die einzige mit Planwagen befahrbare Route war die über den South Pass zum Snake oder Columbia River. Hunderttausende reisten auf dieser Siedlerroute.
Noch mehr Betrieb herrschte auf dem Trail, als in der Mitte des 19. Jahrhunderts das Goldfieber in Amerika ausbrach. 1858 hatten Goldsucher die ersten Goldstücke in den Rocky Mountains gefunden, im Bundesstaat Colorado.
Damit begann der größte Goldrausch in der Geschichte der USA. Mehr als 32 Millionen Goldsucher suchten ihr Glück in den Bergen der Rockies.
Kurze Zeit später begann der "Silber-Boom" in Colorado und es kamen noch mehr Menschen. Der legendäre Oregon Trail verlor erst seine Bedeutung, als 1869 die transkontinentale Eisenbahn fertiggestellt wurde. Sie beschleunigte die Besiedlung des Westens erheblich.
Goldrausch am Yukon und Klondike River
Der sagenhafte Goldrausch setzte in Kanada erst ein halbes Jahrhundert später ein als in den USA. "Gold! Gold!", titelten die Zeitungen 1897/98, als die ersten größeren Funde im Nordwesten Kanadas an den Flüssen Yukon und Klondike gemacht wurden.
Auf der Suche nach dem schnellen Glück verließen auch hier tausende Menschen ihre Heimat. Doch der Weg zum Gold war lang und beschwerlich: Mit dem Dampfschiff ging die Reise zunächst nach Alaska und von dort stand den Goldsuchern eine lange und beschwerliche Wanderung durch die Rockies bevor.
Viele scheiterten bereits am berüchtigten Chilkoot-Pass. Stück für Stück musste die mitgebrachte Ausrüstung über den Pass getragen werden. Für viele Goldsucher, insbesondere in den eisigen Wintern, eine Todesfalle.
Wer die restliche Strecke über den Yukon River bis zur Goldgräberstadt Dawson dennoch heil hinter sich brachte, dem war das Glück nicht gewiss. Die ersten Goldsucher hatten ihre Claims schon abgesteckt, sodass viele sich nur noch in den Saloons und Spielhöllen der Stadt trösten konnten.